7. März 2017

[Rezension] Eva Wahrburg - "Der Dornengarten"

Eva Wahrburg - Der Dornengarten
Historischer Roman

Verlag: edition a
Cover: JaeHee Lee
Gestaltung: Hidsch
ISBN 13: 978-3-990-01180-5
Seiten: 447 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 2016

Buchrückentext
„1824: Um nicht enteignet zu werden, muss die scheue Erbin eines verarmten Gutes den von der Kirche entsandten Restaurator Herwegh bei sich aufnehmen. Maria von Eschweih, die von einem Priester sinnesfeindlich erzogen wurde, hat gelernt, Männer zu fürchten. Mit Herwegh wird ein Alptraum für sie wahr, denn er entpuppt sich als zynischer Rohling, der es gewohnt ist, Frauen zu benützen. Ein Unfall des Restaurators enthüllt überraschende Seiten seines Wesens, die ihr einen Spiegel ihrer eigenen Irrtümer vorhalten. Bis eine neue Entdeckung sie und Herwegh wieder in die altern Opfer- und Täterrollen stößt. Der düstere Hof und der Wald werden Schauplatz von Prüfungen: Am Ende geht es nicht mehr alein um den Glauben, sondern ums bloße Überleben.“

Meine Meinung
Es fällt mir schwer, diese Rezension zu schreiben, weil mich das Buch beim Lesen sehr zerrissen hat und ich nicht weiß, wie ich dieses Gefühl in Worte fassen soll. Die Geschichte ist anders als gedacht, sehr intensiv und fesselnd und hallt auch jetzt noch immer bei mir nach.

Im Mittelpunkt des Buches stehen die scheue Gutsbesitzerin Maria und der Restaurator Herwegh. Als uneheliches Kind bei einem Priester aufgewachsen, wird Marie von der Gemeinde angefeindet und führt ein sehr zurückgezogenes Leben auf dem zwar geerbten, aber vom Ruin bedrohtem Gutshof. Retten kann sie ihn nur, wenn sie das Angebot der Kirche annimmt, das Fresko in der nahegelegenen Kapelle wieder herrichten zu lassen – damit wurde Herwegh beauftragt, der nun 40 Tage bei Marie wohnen soll; ihm geht jedoch ein furchtbarer Ruf als frauenverachtender Grobian voraus. Und dann kommt alles doch ganz anders, als Marie gedacht hat.

Es hat nur wenige Seiten gebraucht, bis ich in die Geschichte abgetaucht bin, was vor allem an dem einnehmenden Schreibstil der Autorin lag. Er ist der Zeit angepasst und hat bei mir sofort ein „historisches Gefühl“ entstehen lassen, dabei ist er sehr dicht und schafft eine unglaubliche Atmosphäre – die ist zwar durchweg düster und bedrückend, passt aber sehr gut zur Geschichte. Dabei bleibt der Stil gut lesbar und hat bei mir durch treffende Beschreibungen viele Bilder vor Augen entstehen lassen. Kurzum – ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt und konnte völlig abtauchen.

Die Charaktere habe es mir dagegen etwas schwerer gemacht, allen voran natürlich Marie und Herwegh. Beide sind sehr gut gezeichnet und alles andere als stereotyp geraten. Trotzdem hatte ich so meine Probleme, mich in sie hineinzuversetzen oder sie gar in ihren Handlungen zu verstehen. Marie ist sehr scheu und in sich gekehrt, kuscht sogar von ihrer Angestellten und lebt in ständiger Angst. Warum sie so ist, erfährt man im Laufe der Geschichte, und hier tun sich wirklich Abgründe auf – es ist erschreckend, was Erlebtes mit einem Menschen machen kann, es ist aber auch bewundernswert, wie Menschen sich wiederum ändern und positives aus Erlebtem machen können. Und so wird man bei Marie als Leser Zeuge, wie sie nach und nach neue Seiten an sich entdeckt und das Leben mit anderen Augen anzuschauen lernt. Auch Herwegh lernt man im Laufe der Geschichte näher kennen – und weiß so auch seine Verhaltensweisen einzuordnen. Er wirkt wie ein ruppiger Grobian, doch auch bei ihm erkennt man immer wieder weiche Züge, liebenswerte Seiten, die er aber gut zu verstecken weiß. Beide Charaktere entwickeln sich in der Geschichte weiter – fast schon ein wenig zu weit, bedenkt man, dass es gerade 40 Tage sind, in der sich die Ereignisse aber überschlagen. 

Wer jetzt denkt, eine klassische Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund zu lesen, irrt sich – denn man bekommt weit mehr geboten. Es ist eine Charakterstudie zweier ungewöhnlicher Menschen, die schreckliches erlebt haben und sich einen Weg gesucht haben, mit dem Erlebten zu leben – und die dann aber wiederum auch einen Weg finden, das Erlebte nicht nur zu ertragen, sondern sich ihm zu stellen und es zu akzeptieren. Schuld und Sünde, Liebe und Vergebung - das sind zentrale Themen, um die in diesem Buch geht, aber auf eine eindringliche und packende Art, die mich zu fesseln vermochte. Überraschende Wendungen haben zudem Spannung entstehen lassen und mehr als einmal war ich mit meinen Ideen, wie die Geschichte weitergehen könnte, völlig auf dem Holzweg. So sind die Seiten trotz der düsteren und nachdenklichen Stimmung rasch dahingeflogen – und selbst jetzt noch hallt das Buch in mir nach und bringt mich immer wieder zum Nachdenken. 

Ich kann das Buch wirklich empfehlen – es ist sehr besonders und nicht mit klassischen historischen Romanen vergleichbar; ich habe das Buch wirklich gerne gelesen und gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ein eher bedrückender und düsterer historischer Roman, der durch seine sehr gute Charakterzeichnung glänzt und die ungewöhnlichen Themen – dabei ist der Schreibstil sehr dicht und voller Atmosphäre. Ich habe diese ungewöhnliche Geschichte wirklich gerne gelesen und gebe 4 von 5 Sternen. 

Vielen Dank an die Autorin für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

7 Kommentare:

  1. Hallo liebe Sabine,
    dieses Buch wartet schon auf mich und nach deiner Rezension freue ich mich richtig darauf. Ich bin gespannt, wie die Geschichte und vor allem die Figuren auf mich wirken werden.
    Liebste Grüße, Hibi

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    1. Und ich bin gespannt, was du zur Stimmung und den Figuren sagen wiurst. :-)

      LG Sabine

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    2. Auch bei mir ist es angelesen und ich werde zum WE endlich weiterlesen :)

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  2. Hi Sabine!

    Freut mich sehr dass dir das Buch gefallen hat! Die Atmosphäre ist wirklich sehr einnehmend und ich konnte mich allerdings sehr gut in die Charaktere einfühlen. Es fällt anfangs nicht leicht, aber ich fand, dass man nach und nach schon fühlen konnte, was sie bewegt, auch wenn es nur eine Ahnung war.
    Es ist vor allem eben mal was ganz anderes und ungewöhnliches, was ich so in der Art noch nicht gelesen hatte. Mich hat es sehr beeindruckt und ich hoffe sehr, dass es doch noch bekannter wird!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ja - besonders und anders ist das Buch wirklcih. Mich hat es vor allem der Atmosphäre wegen überzeugt. Und die Charaktere machen die Geschichte tatsächlich zu etwas besonderem.

      Liebe Grüße, Sabine

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  3. Guten Morgen!

    Ich hab deine Rezension heute bei meiner Stöberrunde verlinkt. Ich hoffe sehr, dass das Buch noch mehr begeisterte Anhänger findet!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Vielen Dank - ja, das würde ich Eva Wahrburg auch gönnen!

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