28. November 2016

[Rezension} Oliver Plaschka - "Marco Polo - Bis ans Ende der Welt"

Oliver Plaschka - Marco Polo - Bis ans Ende der Welt
Historischer Roman, Romanbiographie

Verlag: Droemer-Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: NETWORK! Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Gettyimages /NoDerog und Tetra Images /Corbis
ISBN 13: 978-3-426-28138-3
Seiten: 857 Seiten
Erschienen: 2. November 2016

Buchrückentext
„Heldenhafter Abenteurer? Geistreicher Berater der Mächtigen? Oder doch nur einfacher Betrüger? Diese Fragen gehen Rustichello durch den Kopf, als er 1298 im Gefängnis in Genua der Erzählung seines Zellennachbarn Marco Polo lauscht. Hat dieser Marco es wirklich bis an den Hof des Kublai Khan geschafft?  Doch diese Fragen verblassen mehr und mehr, je stärker der geschickte Erzähler Marco den Zuhörer mit seinen Schilderungen gefangen nimmt. Und so reist Rustichello mit Marco in die Vergangenheit, bestaunt mit ihm die Wunder Asiens, hört von der Kunstfertigkeit, mit dem der Venezianer alle kulturellen Gräben überwinden und zu einem der wichtigsten Männer im Reich Kublai Khan aufsteigen konnte ...“

Meine Meinung
Ich liebe dicke historische Schmöker, in die man ab- und eintauchen kann und sich so in andere Zeiten und Welten versetzt. Und genau so war es auf bei diesem knapp 900 Seiten starken Wälzer: Die Geschichte um Marco Polo, seine Reisen und Abenteuer haben mich von der ersten Seite an gefesselt!

Sehr gut gefallen hat mir die Art der Erzählung – es gibt nämlich zwei Erzählstränge, die parallel laufen und die mich beide wirklich fesseln konnten. Der eine spielt im Jahr 1298, als Marco Polo während einer Seeschlacht gefangen genommen und anschließend in den Kerker geworfen wird. Dort lernt er den Schriftsteller Rusticello kennen, der in der Nachbarszelle sitzt. Ihm erzählt er seine Lebensgeschichte, und das ist dann der zweite Erzählstrang, der im Jahre 1264 beginnt und sich bis ins Jahr 1298 spinnt. 

Ich mochte beide Handlungsstränge sehr gerne und habe mich in beiden sehr wohl gefühlt. Gerade die Gespräche im Kerker fand ich  besonders ansprechend, weil ich den Wortwitz zwischen Polo und Rusticello sehr mochte. Aber auch das Leben Marco Polos, bis er schließlich in den Kerker geworfen wird, war interessant. Man merkt, dass der Autor sehr gut recherchiert hat, dabei bleibt die Romanbiographie aber spannend und unterhaltsam, da sie durch die vielen Erlebnisse und Begegnungen Marco Polos eher an einen Abenteuerroman denn an eine Biographie erinnert. Und diese Abenteuergeschichte würde ich tatsächlich jedem empfehlen – egal, ob jung oder alt, Mann oder Frau – hier wird jeder auf seine Kosten kommen, weil einfach so vieles geboten wird: es geht um Liebe und Freundschaft, um Intrigen und Kampf, um Politik und um die Querelen der damaligen Zeit. 

Die Geschichte baut sich langsam auf und trotz auch immer wieder auftretender eher ruhiger Passagen, bleibt die Spannung doch vorhanden. Auch die Charaktere werden langsam eingeführt – da war ich bei den für mich nicht sehr eingängig klingenden Namen aus fernen Landen auch dankbar drum, denn so konnte ich mich langsam an sie gewöhnen. Die Figuren sind sehr gut gestaltet und ausgearbeitet, jeder hat eine eigene Geschichte, die man nach und nach erfährt. Dabei gibt es auch die eine oder andere Überraschung, die ich zumindest so gar nicht gedacht hätte, die aber dennoch glaubhaft waren. Marco Polo habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen, gerade weil man ihn in seiner Jugend kennenlernt und seinen Weg gemeinsam mit seinem Onkel und Vater in die fernen Landen dann begleitet. Mal ist Marco witzig, dann wieder vorlaut, immer wieder auch ernst und respektvoll – gerade aber seine schelmische Art, die vor allem in seinen Gesprächen mit dem Zellennachbarn zutage kommt, mochte ich sehr. Rusticello ist die andere Figur, die mir sehr gut gefallen hat – er war so umsorgend und hatte sein Herz einfach am rechten Fleck, da konnte ich gar nicht anders, als ihn in meines zu schließen.

Auch die Geschichte selber bot überraschende Wendungen. Immer wieder gab es Ereignisse, die ich niemals geahnt hätte, die die Geschichte auch spannend gehalten haben und sie niemals haben langweilig werden lassen. Gerade das Ende hat mich dann völlig überrumpelt – niemals habe ich damit gerechnet, und mir hat diese Interpretation sehr gut gefallen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und entführt schon nach wenigen Seiten in eine andere Welt und Zeit. Er ist sehr lebendig durch viele Dialoge, beschreibend dort, wo es notwendig ist, um sich alles vorzustellen, wird dabei aber nie langatmig oder gar langweilig. Mich hat er mitgerissen und begeistert, so dass ich das Buch zügig gelesen habe und mir die vielen Seiten keine Angst einflößten.

Mein Fazit
Eine wunderbare Romanbiographie über Marco Polo, die aber eher an einen spannenden Abenteuerroman erinnert. Die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere, die nach und nach eingeführt werden, der flüssig zu lesende Schreibstil und die vielen überraschenden Wendungen haben das Buch für mich zu einem Leseerlebnis werden lassen. Ich empfehle das Buch allen historisch Interessierten, egal ob Jung oder Alt, männlich oder weiblich, denn da wird jedem etwas geboten. Ich gebe 4 von 5 Sternen und werde mich nach weiteren Büchern des Autors umschauen.

Vielen Dank an den Droemer-Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Teile mir deine Gedanken und Kommentare zu meinem Beitrag mit - ich freue mich sehr auf unseren Austausch!

DATENSCHUTZ: Mit dem Absenden deines Kommentars und dem Einverständnis der Kommentar-Folgefunktion bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.