10. Oktober 2016

[Höreindruck] Leo Tolstoi - "Anna Karenina"

Leo Tolstoi - Anna Karenina
Klassiker

Verlag: Universal Music Deutsche Grammophon
ISBN 13: 978-3-829-11161-4
Dauer: 16 CDs, 1260 Minuten
Erschienen: 13. August 2001
Sprecher: Gert Westphal

Zum Inhalt 
„"Anna Karenina" ist der große Roman der Liebe. Er erzählt die Geschichte der leidenschaftlichen Liebe zwischen einer verheirateten Frau und einem jungen Offizier im zaristischen Russland. Leo N. Tolstoi hat mit diesem Werk einen der berühmtesten und schönsten Romane der Weltliteratur geschaffen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich habe mich mit zwei anderen Bloggerinnen zusammengetan, um diesen Klassiker in Angriff zu nehmen – und wir hatten alle drei großen Respekt vor dem Werk. Ich nicht mal so sehr der vielen Seiten wegen, sondern eher aus Sorge vor dem Schreibstil – beides aber war nicht mein Problem, eher die langatmig und sehr theatralisch erzählte Geschichte, die mich manches Mal hat die Augen rollen oder – wahlweise – auch gähnen lassen. 

Schon den Einstieg fand ich gewöhnungsbedürftig, dabei war der Schreibstil wirklich kein Problem – normale Satzlänge, flüssig zu lesen, aber auch schon zu Beginn gab es ausufernde Beschreibungen von Dingen, die erst mal nichts zur Geschichte beizutragen schienen. Schwer getan habe ich mich mit den russischen Namen, jeder hat einen Vor und Nachnamen, dann noch einen zweiten Vornamen und einen Spitznamen – da war es wirklich nicht leicht, den Überblick zu behalten. Weil mir das Lesen doch eher schwer fiel, bin ich dann umgestiegen auf das Hörbuch – und ich bin fast sicher, dass ich nur deshalb durchgehalten habe. Selbst hätte ich den 1300-Seiten-Wälzer sicher nicht zu Ende gelesen. 

Anna Karenina taucht zudem erst nach ungefähr 100 Seiten auf. Zuvor gibt es andere Figuren, die vorgestellt werden, die aber auch im weiteren Lauf der Geschichte eine große Rolle spielen. Denn eigentlich gibt es mehrere Erzählstränge, die aber immer wieder ineinander greifen.

Grundsätzlich ist das Thema aber immer das Gleiche – es geht um die Liebe; die tragische, die verbotene, die unerfüllte, die romantische, die freundschaftliche und die einzigartige; und dramatisch waren alle Formen zudem auch noch. An vielen Stellen war mir das Ganze tatsächlich zu melodramatisch, oft schon an Hysterie grenzend – gerade Anna hat mich da das eine oder andere Mal echt genervt. 

Rund um das Thema Liebe spielt natürlich auch die Gesellschaft eine große Rolle und immer ist Mittelpunkt, was die Gesellschaft denkt, tut und erzählt – so bekommt man natürlich einen Eindruck, wie das Leben im 19. Jahrhundert in Russland so war. Auch durch die (sehr langatmigen) Beschreibungen von landwirtschaftlichen Dingen hat man nochmal mehr Einblick in die damalige Zeit bekommen. Trotzdem muss ich sagen, dass mich das nicht fesseln konnte und ich über lange Passagen doch eher gelangweilt war.

Spannend fand ich die Geschichte leider gar nicht – ich hatte das Gefühl, es geht immer wieder um das Gleiche, es werden immer wieder dieselben Diskussionen geführt, dazu diese theatralischen Einschübe – nein, das war nichts für mich. Einzig das Ende hat mich überrascht, denn das kam für mich völlig unerwartet und zugegebenermaßen hätte ich Anna diese Konsequenz nicht zugetraut.
Die Charaktere sind gut gestaltet, aber mir leider zu überzogen. Sie wirkten alle menschlich, aber leider – bis auf Ljewin – auch nicht sonderlich sympathisch.  Das hat das Mitfiebern für mich nochmal erschwert. 

Ein Grund, warum ich aber doch bei der Stange geblieben bin, ist der Sprecher Gert Westphal – ich liebe einfach seine Stimmfarbe und seine Art, ein Buch einzusprechen. Er schafft immer wieder eine ganz besondere Atmosphäre und macht die Charaktere lebendig. Trotzdem hat er über die Langatmigkeit vieler Passagen und die vielen Wiederholungen nicht hinwegtäuschen können. Insgesamt bin ich nun froh, das Buch gehört zu haben, bin aber leider nicht sonderlich begeistert von der Geschichte. Ich gebe 3 von 5 Sternen, davon ist ein Stern aber für den exzellenten Sprecher.

Mein Fazit
So richtig begeistern konnte mich die Geschichte leider nicht – dafür waren zu viele Passagen einfach zu langatmig und die Geschichte drehte sich oft im Kreis. Anna Karenina war mir leider auch nicht sonderlich sympathisch, so dass ich wenig mit ihr gefiebert habe – ganz im Gegenteil, die ganze Hysterie und Melodramatik fand ich sehr anstrengend. Dafür war ich überrascht über den angenehmen Schreibstil, der sich doch flüssig hat lesen lassen – am besten gefallen aber hat mir der Sprecher Gert Westphal, doch auch seine wundervolle Stimme könnte über die langweiligen Passagen und die sich im Kreis drehenden Themen nicht hinwegtäuschen. Ich gebe insgesamt 3 von 5 Sternen. 


3 Kommentare:

  1. Besser kann man es nicht sagen/schreiben. Toll, dass du dir trotz allem die Mühe gemacht hast, eine Rezension zu schreiben. Ich hatte da gar keinen Spaß mehr dran.

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    1. Danke - ich finde es ja wichtig, auch zu Büchern, die nicht so gefallen haben, eine Rezi zu schreiben. Und das, ws mich gestört hat, muss einen anderen ja nciht zwingend auch abschrecken - und deshalb können "negative" Rezis auch hilfreich sein, finde ich. :-)

      LG Sabine

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  2. Oh ja, mir haben negative Rezis schon oft geholfen.

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