23. August 2016

[Rezension] Dana Paul - "Ein Zimmer über dem Meer"

Dana Paul - Ein Zimmer über dem Meer
Roman, 2 Zeitebenen

Verlag: List-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Titelabbildung: © FinePic, München 
ISBN 13: 978-3-548-61324-6
Seiten: 430 Seiten
Erschienen: 12. August 2016

Buchrückentext
„Sie kann die Felskante unter ihren Füßen spüren. Die Tiefe ist so verlockend nah, Kim könnte ihrer großen Liebe einfach in den Tod folgen. Doch jemand hält die junge Frau zurück: eine alte Dorfbewohnerin, die sie mitnimmt in ihr Haus am Meer. Dieser Ort hat schon viele Schicksale gesehen, und so erfährt Kim aus einem uralten Tagebuch die dramatische Geschichte der taubstummen Leandra, die genauso verzweifelt war wie sie. Auch Leandra wollte sich an den Klippen Cornwalls das Leben nehmen, und auch sie wurde gerettet – vom damaligen Leuchtturmwärter. Kim ist tief berührt von der tragischen Liebesgeschichte – doch wie sieht es in ihrem eigenen Herzen aus? Gibt es auch dort Platz für eine neue Liebe?“

Meine Meinung
Als bekennender Fan von Corina Bomann war natürlich klar, dass ich auch ihr neues Buch lesen werde, was sie als Dana Paul veröffentlicht – und mit den richtigen Erwartungen hat mir auch diese Geschichte wirklich gut gefallen.

Die Autorin entführt den Leser nach Cornwall – und sie hat die Stimmung und Atmosphäre dieses Landstrichs auch wunderbar einfangen können. Man begleitet die 25jährige Kim, die nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Freundes selbst die Lust am Leben verloren hat und sich von den Klippen stürzen will – doch sie wird gerettet und lernt nach und nach das Leben von einer ganz anderen Seite kennen. Es gibt zudem noch einen zweiten Erzählstrang in Form eines Tagebuches, in diesem geht es um die stumme Leandra, die Anfang des 19. Jahrhunderts verheiratet wurde, in ihrer Ehe aber nur geduldet ist – auch sie ist unglücklich und sucht nach Auswegen.

Wie so oft bei Büchern, die auf zwei Zeitebenen spielen, hat mir auch diesmal der Erzählstrang der Vergangenheit viel besser gefallen. Leandra ist eine sympathische Frau, die ich einfach sofort ins Herz geschossen habe, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt und für sich einen Weg sucht. Ich habe diesen Tagebucheinträgen immer schon entgegengefiebert, weil ich wissen wollte, wie es mit Leandra weitergeht – aber auch, weil ich die Stimmung in diesem Abschnitt sehr mochte, auch wenn sie eher düster und bedrückend war. 

Den Erzählstrang der Gegenwart fand ich leider etwas vorhersehbar – meine Lesefreude hat das aber nicht getrübt. Ich hatte schon vermutet, dass hier auch eine Liebesgeschichte eingeflochten sein wird, von daher wurde ich nicht enttäuscht, als sich da tatsächlich etwas anbahnte. Kim als Protagonistin mochte ich sehr gerne, ihre Gefühle nach dem plötzlichen Tod ihres Freundes fand ich gut und vor allem glaubhaft dargestellt. Aber auch andere Figuren waren mir sympathisch - Janet, die Kim vor dem Sturz von den Klippen rettet, ist eine praktische und lebenserfahrene ältere Frau, die mit Menschen umzugehen weiß. Ihren Enkel Dan fand ich dagegen etwas überzeichnet und leider auch unglaubwürdig, trotzdem mochte ich auch ihn. Überhaupt gibt es in diesem Erzählstrang viel Gefühl und Emotion, und auch wenn die Stimmung eher traurig-melancholisch, habe ich mich wohl gefühlt in der Geschichte – bis hin zum Ende, das – so traurig es doch war - mich doch zufrieden zurückgelassen hat.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Er lässt sich flüssig und leicht lesen, schafft es aber vor allem, Stimmungen und Emotionen einzufangen. So hatte ich die ganze Landschaft mit all seinen Klippen und Felsen, mit der See und dem Strand und auch mit Wind und Wetter stets vor Augen, aber auch die Verzweiflung und Trauer Kims konnte ich beim Lesen spüren. Zu keinem Zeitpunkt aber waren die Beschreibungen langweilig, sie waren einfach eingestreut und haben eine unglaubliche Atmosphäre erzeugt.

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich nur ab wegen der Vorhersehbarkeit und der doch etwas überzogen gezeichneten Figur Dans. Wer aber eine gefühlvolle Geschichte vor den Kulissen Cornwalls lesen möchte, dem kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen empfehlen.

Mein Fazit
Eine schöne Geschichte, die den Leser nach Cornwall entführt und mir trotz der eher traurigen und melancholischen Stimmung schöne Lesestunden geschenkt hat. Der Schreibstil ist toll und hat viele Bilder vor meinen Augen entstehen lassen, der Erzählstrang der Vergangenheit konnte mich etwas mehr begeistern als der der Gegenwart. Wäre die Geschichte weniger vorhersehbar gewesen, hätte sich mich noch mehr begeistert, so gebe ich 4 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den List-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,
    ach...das ist wieder an mir vorüber gegangen, dass Corina Bomann auch als Dana Paul schreibt. Aber eigentlich ist das Genre doch daselbe?! oder? das verstehe ich dann irgendwie nie, wenn die Autroen unter anderen Namen schreiben. Bei Genrewechsel ist es erklärbar, aber so...?
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hier stand schon die Liebesgeschichte sehr im Vordergrund, während es bei den Büchern als Corina Bomann doch eher das Familiengeheimnis ist, das gelüftet werden will. Aber so richtig verstehe ich das auch nicht, zumal es ja ein offenes Pseudonym ist.

      LG Sabine

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