9. August 2016

[Rezension] Barbara Dribbusch - "Schattwald"

Barbara Dribbusch - Schattwald
2 Zeitebenen

Verlag: Piper-Verlag
Umschlaggestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin
Umschlagabbildung: Gerorge Marks /Getty ImagesM Bjötn Kindler /Getty Images; Ullstein Bild Roger-Viollet
ISBN-13: 978-3492307895
Seiten: 366 Seiten
Erschienen: 1. August 2016

Buchrückentext
„“Jeder Wahnsinn hat einen Sinn“ - Zunächst begreift die junge Charlotte diese Worte nicht, als sie im Januar 1943 in das Nervensanatorium Schattwald eingeliefert wird. Doch dann erfährt sie am eigenen Leib, wie wichtig Menschlichkeit in Zeiten des Schreckens ist, und steht plötzlich vor einer Entscheidung über Leben und Tod. Siebzig Jahre später entdeckt Anne per Zufall die Tagebücher ihrer verstorbenen Großmutter Charlotte und muss bald erkennen, dass die Geschichte von Schattwald weitergeht und sie in tödlicher Gefahr schwebt.“

Meine Meinung
Obwohl ich ganz andere Erwartungen an dieses Buch hatte, wurde ich nicht enttäuscht – „Schattwald“ ist eine spannende Geschichte mit vielen Geheimnissen, die auf zwei Zeitebenen spielt und die mir schöne Lesestunden geschenkt hat.

Annes Großmutter Charlotte ist gestorben und in ihrem Nachlass findet Anne die Tagebücher ihrer Großmutter. In ihnen beschreibt Charlotte von ihrer Zeit in Schattwald, einem Nervensanatorium in der 1940er Jahren. Anne wusste nicht, dass ihre Großmutter dort eingeliefert war, noch weniger ahnt sie jedoch, dass die Geschichte von Schattwald bis in die heutige Zeit hineingereicht.

Wer denkt, durch dieses Buch Einblicke in die Psychiatrien der Nazizeit zu erhalten, der wird enttäuscht sein – denn darum geht es in dieser Geschichte gar nicht. Vielmehr ist es eine spannende Geschichte mit vielen Geheimnissen, die von den 1940er Jahren bis in die Gegenwart reichen und die in zwei Zeitebenen erzählt wird. 

In der Gegenwart ist Anne die Protagonistin, eine sympathische Mittvierzigerin, die durch die Tagebücher ganz neue Seiten ihrer Großmutter kennenlernt. Selbst von ihrem Mann gerade verlassen, nimmt Anne die Reise zum Haus Charlottes auch als Auszeit von ihrem eigenen Leben – doch es geht turbulent zu in Innsbruck: sie lernt interessante Männer kennen, neugierige Nachbarinnen und alle scheinen Interesse an Charlottes Tagebüchern zu haben. Ich mochte Anne gleich von Anfang an, weil sie unglaublich echt und glaubhaft auf mich wirkte und sie mir mit ihren Ecken und Kanten einfach sympathisch war.

Mit Charlotte reist der Leser ins Jahr 1943, wo sie als junge Frau nach dem Tod ihres Bruders in das Nervensanatorium Schattwald gebracht wird. Doch nichts erinnert an die berüchtigten Psychiatrien, obwohl es schillernde Figuren gibt und sich einiges Merkwürdige zuträgt. Auch Charlotte, Annes Großmutter war mir gleich sympathisch mit ihrer wachsamen und zupackenden Art, und ich habe mit ihr gefiebert, das Rätsel um Schattwald zu lösen. 

Die Handlungsstränge der Gegenwart und des Jahres 1943 wechseln sich immer ab. Während die Handlung in beiden Erzählsträngen zunächst eher langsam und leise voranschreitet und die Spannung eher subtil ist, ändert sich das aber im Verlauf des Buches: Es gibt immer wieder neue Geheimnisse, Fragen werden in den Raum gestellt und zunächst nicht beantwortet, so dass die Spannung steigt und ich immer weiterlesen wollte, um zu wissen, was passiert. Das Ende hätte ich so nicht erwartet, aber es werden alle Fragen geklärt und es ist schlüssig und glaubhaft. 

Dass die Seiten so dahingeflogen sind, liegt auch an dem leichten und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der die geheimnisvolle und manchmal mystische Stimmung gut einfangen konnte. Dass das Buch im Winter spielt, hat mich nicht gestört, wer aber im Sommer nichts mit Schneemassen und Skifahren lesen möchte, der sollte die Lektüre eher in die Wintermonate verlegen. Was mir gefehlt hat, ist ein wenig mehr Tiefgang – denn den hätte ich bei dem Thema erwartet. Leider aber ist die Geschichte doch sehr oberflächlich und der Schwerpunkt liegt mehr auf leichter Unterhaltung und den zu lösenden Geheimnissen – schöne Lesestunden hatte ich, so dass ich dem Buch knappe 4 von 5 Sternen vergebe. 

Mein Fazit
Ganz anders als erwartet, hat mich die Geschichte, die auf zwei Zeitebeben spielt und voller Geheimnisse steckt, doch gut unterhalten. Der Schwerpunkt liegt nicht so sehr auf Schilderungen der Psychiatrie in Nazizeiten, vielmehr auf Geheimnissen, die von der Vergangenheit noch in die Gegenwart reichen. Ein leicht zu lesender Roman, bei dem die Seiten rasch dahinfliegen, der gute Unterhaltung für zwischendurch bietet ohne lange nachzuhallen – ich gebe dem Buch knappe 4 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Piper-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,
    ich habe schon sehnsüchtig auf die erste Rezension zum Buch gewartet. Eigentlich hatte ich mir auch erwartet, dass es hier Einblicke in die Psychatrie während der Nazizeit gibt....schade! Mal sehen, was die anderen so meinen....=)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Wir haben irgendwie alle etwas Tiefgang vermisst - und dabei gehöre ich noch zu den Besser-Bewertern.;-) Auch wenn es ungewöhnlich für mich ist...

      LG Sabine

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