4. Juli 2016

[Rezension] Jane Austen - "Stolz und Vorurteil"

Jane Austen - Stolz und Vorurteil
Klassiker

Verlag: btb-Verlag
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagabbildung: plainpicture /Folio Images
ISBN-13: 978-3-442-74139-7
Seiten: 640 Seiten
Erschienen: 11. Oktober 2010
Originaltitel: „Pride and Prejudice“
Übersetzerin: Andrea Ott

Zum Inhalt 
„Nicht weniger als fünf Töchter haben die Bennets standesgemäß unter die Haube zu bringen. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Lande, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet die intelligente Elizabeth, das Lieblingskind des Vaters, erweist sich als besonders schwieriger Fall. Zum allgemeinen Unverständnis hat Elizabeth die Stirn, den Antrag eines wohlsituierten Pfarrers auszuschlagen. Statt dem Drängen der Familie nachzugeben, folgt sie hartnäckig ihrem eigenen Urteil …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Schon lange wollte ich diesen Klassiker mal lesen, insbesondere, weil so viele von dieser Geschichte schwärmen – egal ob als Buch gelesen oder als Film angeschaut. Ich wollte einfach wissen, womit Jane Austen die Leser fesselt und bin daher neugierig an die Lektüre herangegangen.

Der Einstieg ist mir dann auch gut gelungen – ich hatte mit größeren Problemen beim Schreibstil gerechnet, diesen aber fand ich angenehm zu lesen und sehr eingängig – da hat sicherlich auch die gelungene Übersetzung von Andrea Ott zu beigetragen, die es geschafft hat, den Witz und Charme Jane Austens einzufangen, die Sprache der damaligen Zeit anzupassen und dabei doch einen gut und flüssig zu lesenden Text zu schreiben. 

Auch die Handlung fand ich anfangs noch interessant, auch wenn ich erst mal die ganzen Personen für mich sortieren musste. Ich fand es ganz amüsant von den Bällen zu lesen und wie sich die Gedanken und Taten der Familie Bennett eigentlich ausschließlich ums Heiraten zu drehen scheinen. Nach 100 Seiten aber fing mich dieses ganze Geplänkel dann doch an zu langweilen – und ich musste leider feststellen, dass auch im weiteren Verlauf eigentlich nicht viel anderes passiert. Die Frauen sind nur auf der Jagd nach einer guten Partie  - dabei reisen sie durch die Gegend, statten anderen Familien Besuche ab, gehen zu Partys und Bällen und intrigieren, was das Zeug hält. Für mich hatte das nach den ersten 100 Seiten seinen Reiz verloren und ich wünschte mir ein wenig mehr Abwechslung in der Handlung.

Zwar wendet sich das Blatt in der Mitte des Buches, aber auch hier ist Spannung für mich leider nicht aufgetreten – mich hat die Geschichte einfach nicht so fesseln können, dass ich nicht mehr aufhören wollte zu lesen, ganz im Gegenteil, ich konnte das Buch sehr gut beiseitelegen.

Natürlich war ich auch gespannt auf die Charaktere – auch ich hatte schon viel von Mr. Darcy und Lizzy gehört. Aber ganz ehrlich – so richtig begeistern konnten mich leider beide nicht. Zwar ist Lizzy mit ihrer für die damalige Zeit sehr aufmüpfigen Art erfrischend anders als die meisten Frauen in ihrer Familie und Umgebung, dennoch aber hat sie mir die Menschen zu schnell in Schubladen gepackt und ist von ihrer Meinung so schnell auch nicht abgewichen. Auch Mr. Darcy fand ich nicht sonderlich spannend – auch wenn ihm in vielerlei Situationen Unrecht getan wird, fand ich ihn wenig charmant oder gar reizvoll. Am besten gefallen in der Geschichte hat mir Lizzys Vater, Mr. Bennett, der mit seiner leicht ironischen und oft sehr direkten Art erfreulich aus der Reihe tanzt – leider jedoch hat er nur sehr wenige Auftritte in der Geschichte.

Jane Austen hat mit diesem Roman ein interessantes Abbild der damaligen Gesellschaft geschaffen, gefreut hätte ich mich jedoch, wenn es auch ein paar Beschreibungen der Umgebung, der Landschaft, der Schlösser oder auch der Kleidung oder der Lebensumstände gegeben hätte – die aber bleiben leider fast vollständig aus. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig auf den Personen und den Dialogen. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, ob das Leben in höheren Kreisen tatsächlich so war oder ob Jane Austen ihre Geschichte als Parodie angelegt hat und sie die ganzen Situationen doch sehr zugespitzt beschrieben hat. So oder so – ich hätte zu dieser Zeit nicht leben wollen, das wäre mir einfach zu viel Geplänkel gewesen. 

Mein Fazit
Auch wenn ich zu Beginn der Geschichte recht positiv überrascht war, weil ich den Schreibstil angenehm zu lesen und die Geschichte auch ganz amüsant fand, hätte ich mir im Laufe des Buches doch etwas mehr Abwechslung gewünscht. So hat sich alles nur um die Suche nach den richtigen Ehemännern gedreht, es gab viel Geplänkel und Intrigen, eine Menge an Bällen und Besuchen in höheren Kreisen, viele Wirrungen und Irrungen – mich konnte das leider nicht fesseln. Trotzdem bin ich froh, diesen Klassiker nun auch endlich gelesen zu haben, auch wenn mich Jane Austen nicht so faszinieren konnte wie viele andere. Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen und bin noch unschlüssig, ob ich weitere Bücher der Autorin lesen soll. Mal sehen.


2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    ich bin wohl eine der wenigen, die diesen Klassiker, für den so viele schwärmen, auch noch nicht gelesen hat, die das aber noch nachholen möchte.
    Das klingt jedenfalls nicht ganz so begeistert, wenn dir die Spannung und Abwechslung in der Handlung gefehlt hat und ich bin am Zweifeln, ob mir die vielen Personen nicht vielleicht auch anstrengend daherkommen ... Schade finde ich auch die fehlenden Landschaftsbeschreibungen. Ich persönlich genieße die Beschreibungen der Kulisse nämlich immer sehr.
    Aber ich will jetzt mal nicht nur das Negative aus deiner Rezension herauspicken ... ;) Normalerweise bin ich ja nicht so kritisch und sehe das alles beim Lesen dann eh weniger schlecht. Wenn der Schreibstil angenehm und die Geschichte ganz amüsant ist, dann bin ich guter Dinge, dass das mit Stolz und Vorurteil und mir ganz gut hinhaut. ;)

    Alles Liebe,
    Janine

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    1. Ich bin froh, endlich dieses Buch gelesen zu haben und ich kann auch verstehen, was andere daran mögen. Ich denke, wenn man gerne Liebesromane mag und auch diesem Stil etwas abgewinnen kann, dann gefällt das Buch. Es hat ja nicht umsonst so viele treue Anhänger. :-)

      Am besten bildest du dir eine eigene Meinung - und ich bin schon sehr gespannt darauf, was du zu dem Buch zu sagen hast. :-)

      LG Sabine

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