3. Juni 2016

[Höreindruck] Thommie Bayer - "Weißer Zug nach Süden"

Thommie Bayer - Weißer Zug nach Süden
Gegenwartsliteratur

Verlag: Audio Media Verlag
ISBN-13: 978-3-868-04434-8
Dauer: Ungekürzt, 3 CDs, 216 Minuten
Erschienen: 18. Februar 2015
Sprecher: Petra Schmidt-Schaller

Zum Inhalt 
„Chiara stammt aus Italien. Warum sie nach Deutschland gekommen ist, geht niemanden etwas an. Jetzt führt sie das Leben, das ihre Freundin Leonie ihr hinterlassen hat: Sie wohnt in deren Haus auf dem Hügel und hat auch ihren Job übernommen. Sie putzt. Es gefällt ihr, in fremde Wohnungen zu schauen und die Dinge in Ordnung zu bringen. Die Wohnung von Herrn Vorden übt dabei eine besondere Anziehung auf sie aus. Und auch er scheint eine tiefere Verbindung zu ihr zu haben denn jede Woche findet Chiara auf seinem Schreibtisch einen Stapel Blätter mit einer Geschichte...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich liebe die Bücher von Thommie Bayer und mit den meisten konnte er mich auch überzeugen – dies ist das erste Mal, dass ich die Hörbuch-Variante wähle. Und auch hier wurde ich nicht enttäuscht, auch wenn ich glaube, dass die Geschichte – von mir selber gelesen – mich nochmal mehr hätte überzeugen können.

Im Mittelpunkt steht Chiara, die das Leben ihrer Freundin Leonie „übernommen“ hat, weil diese nach New York gegangen ist. Chiara wohnt in Leonies Wohnung und hat auch ihre Jobs übernommen - sie putzt Chiara in verschiedenen Haushalten und liebt es, sich dabei in den Wohnungen umzuschauen – und eine hat es ihr ganz besonders angetan. Und dort findet sie Papiere auf einem Tisch, wie für sie dahingelegt – mit Geschichten, die von ihr und ihrer Freundin zu handeln scheinen.

Es ist ein ruhiges Buch, das leise und ohne viel Tamtam erzählt wird, das aber trotzdem zu fesseln weiß, weil einfach viele Dinge unerklärt bleiben und so meine Phantasie angeregt wurde. Manches wird im Laufe der Geschichte erklärt, manches aber auch nicht – und deshalb hat mich diese Geschichte auch nach Beenden des Hörbuches noch einige Zeit weiter beschäftigt. Weil ich nach Antworten gesucht habe auf offene Fragen, weil ich aber auch über das offene Ende nachgedacht habe, das ich mir einfach anders gewünscht hätte. Zwischendurch kamen bei mir auch Zweifel auf, ob ich vielleicht beim Hören etwas verpasst habe und deshalb bei mir so viele Fragen offen sind, ich glaube aber nein, es ist der Inhalt, der mich einfach nicht loslässt.

Dabei ist es nicht einfach nur eine Geschichte, die erzählt wird, sondern es gibt kleine Erzählungen innerhalb dieser – im Hörbuch war das für mich nicht gut umgesetzt: Immer wenn einer der kleinen Erzählungen vorgetragen wurde, änderte sich die Akustik – erst dachte ich, es wäre ein Qualitätsmangel, bis ich das begriffen habe – ich hätte es besser gefunden, hier einen anderen Sprecher zu wählen, so war ich eher verwirrt. Im Buch ist das sicher leichter zu erkennen  - und das ist auch der Grund, warum ich denke, dass dieses Buch von mir selbst gelesen besser funktioniert hätte. Ich glaube, ich hätte besser in die Geschichte um diese Erzählungen eintauchen können – und bestimmt werde ich irgendwann auch mal zu dieser Variante greifen. 

Denn den Schreibstil mochte ich in diesem wie auch in vielen anderen Büchern Thommie Bayers – er ist einfach und unaufgeregt, kommt auf den Punkt und wirkt dennoch fein und lieblich und an einigen Stellen voller Poesie.

Die Sprecherin Petra Schmidt-Schaller hat mir sehr gut gefallen, sie hatte für mich eine angenehme Stimmfarbe und hat damit die Ruhe und Kraft der Geschichte noch mal verstärkt – ich kannte sie bisher nicht, werde aber schauen, was sie sonst noch an Bücher eingesprochen hat. 

Insgesamt gebe ich dieser Hörbuchfassung 4 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Geschichten des Autors, dann wieder in gedruckter Form.


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