6. Mai 2016

[Rezension] Charlotte Link - "Der Beobachter"

Charlotte Link - Der Beobachter
Kriminalroman, Spannungsliteratur

Verlag: Blanvalet
Umschlaggestaltung: © bürosüd°, München
Umschlagabbildung: plainpicture /Tony Watson
ISBN-13: 978-3-442-36726-9
Seiten: 652 Seiten
Erschienen: Januar 2012

Buchrückentext
„Er beobachtet das Leben wildfremder Frauen. Identifiziert sich mit ihnen und will alles von ihnen wissen. Als Beobachter. Auf der Flucht vor seinem eigenen Dasein, das aus Misserfolgen und Ablehnung besteht. Nur aus der Ferne, aber voller Hingabe, liebt er die schöne Gillian Ward. Nimmt innigsten Anteil an ihrem perfekten Leben mit den gutaussehenden Ehemann und der reizenden Tochter. Bis er zu seinem Entsetzen erkennt, dass er auf eine Fassade hereingefallen ist. Dass im Leben dieser Frau nichts so ist, wie es zu sein scheint. Gleichzeitig schreckt eine Mordserie die Menschen in London auf. Die Opfer: alleinstehende Frauen. Auf eine rachsüchtige, sadistische Weise umgebracht. Die Polizei sucht einen Psychopathen. Einen Mann, der Frauen hasst.“

Meine Meinung
Ich mag die Bücher von Charlotte Link, weil sie gut unterhalten und fesselnd sind – ich muss aber leider sagen, dass „Der Beobachter“ nicht zu ihren besten Büchern gehört.

Es braucht lange, bis die Geschichte endlich Fahrt aufnimmt und Charlotte Link nimmt sich viel Zeit, die Figuren einzuführen. Die sind zum großen Teil auch gut gelungen, auch wenn sich doch immer wieder das ein oder andere Klischee rein geschmuggelt hat. Doch auch wenn die Figuren gut gestaltet sind, ist mir doch keine richtig ans Herz gewachsen, irgendwie wurde ich mit ihnen nicht richtig warm – und so hat mir in der ersten Hälfte auch der Antrieb gefehlt, weiterzulesen. Es braucht lange, bis die im Klappentext erwähnten Morde tatsächlich geschehen und auch dann tappt die eingeschaltete Polizei lange im Dunkeln, und die Handlung bleibt auf der Stelle stehen. Dabei liest sich das Buch flüssig, denn der Schreibstil Charlotte Links ist gewöhnt angenehm und gut lesbar, trotzdem aber ist die erste Hälfte des Buches eher langatmig. Wenn man dann aber doch dran bleibt, wird mit einem spannenden letzten Drittel belohnt – ich war von der Wendung völlig überrascht, habe das so überhaupt nicht kommen sehen und war dann auch endlich gefesselt von der Geschichte. Zwar ist der Schluss etwas konstruiert und die Motive des Täters für mich auch nicht wirklich nachvollziehbar, trotzdem aber war ich gefesselt und konnte das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen.

Was mir nicht gefallen hat ist das Setting – die Geschichte spielt in England und auch wenn die Autorin versteht, Landschaften zu beschreiben, hatte ich nie das Gefühl, mich tatsächlich in England zu befinden, eher irgendwo in Deutschland. Und das lag vor allem an den Beschreibungen von Alltagssituationen und strukturellen Dingen, die mich eher an Deutschland als an England erinnert haben. Selbst das Wetter schien für mich irgendwie nicht zu passen – eisige Kälte und meterhoher Schnee… Aber gut, darüber konnte ich auch gut hinwegsehen.

Insgesamt kann man das Buch lesen, muss es aber nicht – es ist in der ersten Hälfte eher langatmig, erst im letzten Drittel richtig spannend. Für zwischendurch unterhält die Geschichte, nachhallen wird sie bei mir aber definitiv nicht. Ich gebe dem Buch daher 3,5 von 5 Sternen und hoffe, dass mich das nächste Buch der Autorin wieder mehr fesseln kann.

Mein Fazit
Die Geschichte braucht lange, um endlich Fahrt aufzunehmen und auch wenn die Autorin weiß, den Leser bei der Stange zu halten, hat mich die erste Hälfte doch ein wenig gelangweilt. Dafür wird es dann im letzten Drittel spannend – und mit dem Ende habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich fand es zwar etwas konstruiert und unglaubwürdig, trotzdem haben mich die letzten 150 Seiten packen und fesseln können. Insgesamt ist das Buch ganz nett für zwischendurch, es ist aber keine Geschichte, die lange nachhallt. Ich gebe dem Buch 3,5 von 5 Sternen und hoffe, dass mich das nächste Buch der Autorin wieder mehr fesseln kann.


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