7. April 2016

[Rezension] Roman Rausch - "Die letzte Jüdin von Würzburg"

Roman Rausch - Die letzte Jüdin von Würzburg
Historischer Roman

Verlag: rororo-Verlag
Umschlaggestaltung: any.way, Cathrin Günther
Umschlagabbildung: akg-images /British Library; thinkstockphotos.de
ISBN-13: 978-3-499-26803-8
Seiten: 508 Seiten
Erschienen: 2. Mai 2014

Buchrückentext 
„Straßburg 1349: Als eine der wenigen aus der jüdischen Gemeinde entkommt die junge Jaelle lebend einem Pest-Pogrom. In Männerkleidern rettet sie sich nach Würzburg, wo sie den Berater des Bischofs kennenlernt, den mächtigen Michael de Leone. Der findet Gefallen an dem jungen „Johan“ und nimmt ihn in seine Dienste. 
Rabbi Moshe, Haupt der jüdischen Gemeinde, wittert eine Chance. Mit Jaelle hätte er Augen und Ohren an den Entscheidungen des Bischofshofs. Er ahnt: Dort wird ein ungeheurer Komplott gegen die Juden geschmiedet. Widerstrebend lässt sich Jaelle auf den gefährlichen Auftrag ein, eigentlich hat sie anderes im Sinn. In Würzburg sollen ihre letzten Verwandten leben. Sie macht sich auf die Suche. Und deckt ein sorgsam gehütetes Geheimnis auf.“

Meine Meinung
Ich hatte keine großen Erwartungen, als ich anfing, diesen Roman zu lesen, war aber positiv überrascht, als ich schon nach wenigen Seiten in der Geschichte gefangen war und ich mich in eine andere Welt entführt fühlte. 

Ich fand jedoch nicht nur den Einstieg spannend, sondern die ganze Geschichte interessant und fesselnd. Im Mittelpunkt steht die junge Jaelle, die bei einem Pogrom ihre Eltern verloren hat und sich nun auf der Flucht befindet. Doch im Jahr 1349 werden im ganzen Land Juden verfolgt und nur mit einer List schafft sie es, Unterschlupf im Würzburger Löwenhof zu finden – indem sie nämlich als Spionin für den wichtigsten Berater des Bischofs, Michael de Leone arbeitet. Doch auch vor Würzburg macht der Hass auf die Juden nicht halt.

Die Geschichte liest sich wie ein spannender Abenteuerroman – dabei ist lediglich die Protagonistin Jaelle Fiktion, alles andere ist leider bittere Wahrheit. Roman Rausch hat es wunderbar geschafft, Wahrheit und Fiktion miteinander zu verknüpfen, auch wenn vielleicht das eine oder andere etwas unglaubwürdig und auch konstruiert erschien – dem Lesespaß hat das keinen Abbruch getan. Im Nachwort wird dann erklärt, was es genau mit Michael dem Löwen auf sich hat, aber auch im Buch eingestreut gibt es einige Kapitel, die etwas zum Hintergrund der Judenverfolgung erzählen. Da diese nicht zur eigentlich Geschichte gehören, haben sie mich und meinen Lesefluss leider gestört – auch wenn sie interessant waren. Da hätte ich mir lieber ein längeres Nachwort gewünscht, wo dann auch diese Geschichten mit eingebaut sind.

Die Charaktere sind gut gestaltet, gerade Jaelle konnte ich gar nicht anders, als sofort ins Herz zu schließen mit ihrem Lebensmut trotz aller Widrigkeiten, die sie in ihrem kurzen Leben erfahren musste. Aber auch Michael fand ich als Charakter sehr interessant, weil man seine Zerrissenheit und zum Schluss auch Angst gespürt hat und ich ihm seinen Sinneswandel durchaus abgenommen habe. Interessant fand ich auch die Einblicke in die jüdische Kultur, wo man vor allem viel über die Wichtigkeit der Ahnen und die Verbundenheit zu ihnen erfährt.

Der Schreibstil erinnert eher an eine Abenteuergeschichte als an einen historischen Roman, trotzdem hat der Autor die Atmosphäre sehr gut eingefangen und mit seinen bildreichen Beschreibungen – die ich zu keinem Zeitpunkt langatmig fand - bei mir auch direkt ein Bild vor Augen entstehen lassen. Außerdem hat er mich direkt in seine Welt entführt – und durch den konstanten Spannungsbogen habe ich das Buch auch schlecht aus der Hand legen können. Man ahnt als Leser, worauf die Geschichte hinausläuft – und auch der Titel nimmt da schon einiges vorweg, trotzdem spitzt sich die Spannung immer weiter zu, um sich dann in einem schrecklichen Abschlussszenario zu entladen. Obwohl ich das Ende vorausgesehen habe, war ich doch sehr geschockt – vor allem über das, was Menschen anderen Menschen aus reiner Willkür antun und zu was sie in der Lage sind – so ist es heute und so war es auch schon vor vielen Jahrhunderten.

Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten, einen Stern ziehe ich nur ab, weil ich oft das Gefühl hatte, tatsächlich „nur“ ein Abenteuer zu erleben und eben nicht über wahre Begebenheiten zu lesen. Wer sich aber mit diesem dunklen Kapitel der Würzburger Geschichte befassen und dies mittels einer spannenden und fesselnden Erzählform tun möchte, der ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ein fesselnder und spannender Roman, der sich mit einem dunklen Kapitel der Geschichte Würzburgs beschäftigt, dabei aber wie eine Abenteuergeschichte erzählt wird. Überzeugende Charaktere und ein packender Schreibstil haben mich das Buch in einem Rutsch durchlesen lassen, zumal die Geschichte auch Einblicke in die jüdische Kultur bietet. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.


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