9. März 2016

[Rezension] Kate Morton - "Das Seehaus"

Kate Morton - Das Seehaus
2 Zeitebenen

Verlag: Diana-Verlag
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagfoto: shutterstock (Malyugin, Patryk Kosmider, STILLFX, Jan Miko, An Nguyen, Leonid Andronov)
ISBN-13: 978-3-453-29137-9
Seiten: 605 Seiten
Erschienen: 29. Februar 2016
Originaltitel: „The Lake House“
Übersetzer: Charlotte Breuer, Norbert Möllemann

Buchrückentext
Cornwall 1933: Die junge Alice Edevane fiebert dem prachtvollen Mittwommernachtsfest auf dem herrschaftlichen Landgut ihrer Familie entgegen. Noch ahnt niemand, dass die Ereignisse dieser Nacht die Familie auseinanderreißen werden. Siebzig Jahre später stößt die Polizistin Sadie auf das verfallene Haus am See. Und sie erfährt, dass damals ein Kind verschwunden sein soll. Die Suche nach Antworten führt Sadie tief in die Vergangenheit der Familie Edevane, zu einer verbotenen Liebe und tiefer Schuld …“
Meine Meinung
Ich gebe zu, nicht zu den eingefleischten Kate Morton-Fans zu gehören, aber ich mag Bücher, die auf mehreren Zeitebenen spielen und war deshalb neugierig auf die Geschichte. Und ich muss sagen, dass die Autorin hier wirklich eine tolle und sehr komplexe Geschichte erzählt hat, die den Leser immer wieder in die Irre führt und bei der tatsächlich erst am Ende alle Fäden zusammenlaufen.

Dabei ist mir der Einstieg in das Buch sehr schwer gefallen und ich habe lange gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen. Das lag vor allem am Schreibstil, der sehr ausschweifend und blumig ist und sich oft in Nebensächlichkeiten verliert. Er lässt sich zwar leicht und auch flüssig lesen, holt bei vielen Beschreibungen aber sehr weit aus, so dass ich viele Abschnitte langatmig fand. Zwar konnte ich mir so alles sehr gut vorstellen, dazu hätte es für mich jedoch nicht ganz so viele ausufernde Beschreibungen geben müssen. Die ersten 200 Seiten habe ich also doch kämpfen müssen, dann aber hat es bei mir „klick“ gemacht - ich war total gefesselt und konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen, einmal in der Gegenwart, in der die Polizistin Sadie ein altes Seehaus entdeckt und bald danach auch erfährt, dass hier in den 30er Jahren ein kleiner Junge, Theo, verschwunden sein soll – was mit ihm geschehen ist, konnte aber nie geklärt werden. Sadie lässt das keine Ruhe, und sie fängt an zu ermitteln. Die zweite Zeitebene liegt in den 30er Jahren und hier gibt es zusätzlich zu einem Hauptstrang im Jahr 1933 immer mal Zeitsprünge ein paar Jahre vor und zurück. Es sind mehrere Figuren, deren Geschichte hier erzählt wird, immer von einem allwissenden Erzähler aus verschiedener Perspektive. Aber auch hier ist das Verschwinden des kleinen Theo der Mittelpunkt.

Anfangs hat mir der Erzählstrang der Gegenwart viel besser gefallen, das hat sich aber nach und nach geändert und irgendwann habe ich mich in beiden Zeitebenen sehr wohl gefühlt. Mit der Zeit erfährt man, was damals eigentlich passiert ist, warum die Figuren sind wie sie sind und warum sie handeln, wie sie es eben tun. Doch wer denkt, dass ganz geradlinig das Verschwinden des kleinen Theo aufgedeckt wird, irrt gewaltig. Die Autorin führt den Leser immer wieder auf falsche Fährten, lässt einen beim Lesen mitraten und auch verzweifeln, weil irgendwie nichts zusammenzupassen scheint, immer wieder gibt es Überraschungen und Wendungen, bis dann nach und nach die Fäden zusammenlaufen und am Ende ein großes Ganzes entsteht. Hier muss ich sagen - das hat die Autoren wirklich exzellent hingekriegt. Durch die vielen Fährten und Sackgassen, in die man geführt wird, ist der Spannungsbogen wirklich sehr hoch, und wird auch bis zum Schluss hoch gehalten - ich zumindest konnte das Buch kaum zur Seite legen.

Die Charaktere sind zum Teil etwas klischeehaft geraten – es gibt die Polizistin, die eigene private Probleme mit sich rumträgt, die sie nicht zu lösen weiß, desweiteren eine an eine große englische Krimiautorin erinnernde Schriftstellerin, einen liebenswerten Großvater und noch einige mehr. Trotzdem waren mir die meisten Charaktere sympathisch, und ich habe mit ihnen gefiebert – da konnte ich manches Klischee gut verschmerzen. Gefallen haben mir vor allem die Einblicke in ihre Gedanken und Handlungen, da die Kapitel immer aus Sicht verschiedener Figuren erzählt sind und man sich so gut in sie hineinversetzen konnte. Insgesamt hat das Buch 35 Kapitel, die eine angenehme Länge haben; die Zeitebenen wechselten, da aber immer vorangeschrieben war, in welchem Jahr es spielt, bin ich da nicht durcheinander gekommen.

Neben meinem schwierigen Einstieg gab es leider noch einen Wermutstropfen – das Ende. Da hat die Autorin für mich zu tief in die Trickkiste gegriffen und hätte auf den letzten „Knaller“ ruhig verzichten können. Auch die letzten Seiten, die ein Jahr nach den Ereignissen spielen, fand ich unnötig und waren mir einfach zu friedlich-sorglos. Trotzdem würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen – Fans von Büchern, die auf mehreren Zeitebenen spielen, kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. Hätte ich mich am Anfang nicht so schwer getan, wären es auch 5 Sterne geworden, so aber muss ich leider einen Stern abziehen und gebe gute 4 von 5 möglichen.

Mein Fazit
Nach einem für mich etwas schwierigen Einstieg entpuppt sich die komplexe Geschichte, die auf mehreren Zeitebenen spielt, zu einem wahren Pageturner. Die Autorin versteht es, durch überaschende Wendungen den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu locken und erst am Ende alle Fäden geschickt zusammenlaufen zu lassen. Der Schreibstil ist bekanntermaßen ausschweifend und sehr blumig – aber einmal dran gewöhnt fesselt diese Geschichte dann bis zum Ende. Das konnte mich dann leider nicht ganz überzeugen, trotzdem hat mich der Roman sehr gut unterhalten, und ich gebe gute 4 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Diana-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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