10. Februar 2016

[Rezension] Sabine Eichhorst - "Die Liebe meines Vaters"

Sabine Eichhorst - Die Liebe meines Vaters
Gegenwartsliteratur

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Collaboration JS /Arcangel Images; FinePic®, München
ISBN-13: 978-3-426-51665-2
Seiten: 366 Seiten
Erschienen: 1. Februar 2016

Buchrückentext
„Als Loris Schorb 1930 in Budapest aus dem Zug steigt, verliert er sein Herz: zuerst an die Stadt mit ihrem pulsierenden Leben, ihren Kuppen und Brücken, dem Duft von Mokka und warmem Mohnstrudel. Und dann an die kluge Éva, die zu allem eine Meinung hat, auch zur Politik. Immer wieder reist Loris nach Budapest, während in seiner Heimat die Nationalsozialisten an die Macht drängen.“

Meine Meinung
Das Cover hat mich sofort angezogen und auch der Klappentext hat  mir zudem gefallen – doch wer denkt, einfach nur eine schöne Liebesgeschichte aus Vorkriegszeiten zu erhalten, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Denn dieses Buch bietet mehr, nämlich tiefe Einblicke in menschliche Seelen.

Die Autorin versteht es, Atmosphäre zu schaffen und Stimmungen einzufangen. Das Buch beginnt in Ungarn, als Loris Schorb die Stadt Budapest für sich entdeckt – ich war selber schon mal in der Stadt und kann diese magische Anziehung, die auch Loris verspürt, sehr gut nachvollziehen, aber die Autorin kann auch mit ihren Worten den Charme und die Magie dieser Metropole wunderbar einfangen. Ich habe mich mit einem Lächeln auf den Lippen ertappt, so sehr haben mich ihre Beschreibungen berührt. Als Lori dann auch noch die wunderschöne Éva kennen und lieben lernt, scheint das Glück perfekt. Doch es liegt eine merkwürdige Melancholie in der Luft, die auch vor ihrer Beziehung nicht haltmacht. 

Doch das Buch spielt nicht nur in Ungarn, denn Lori wird eingezogen und muss an vorderster Front für sein Land kämpfen. Hunderte von Feldpostbriefen hat er seiner Frau geschrieben, und diese Briefe sind nicht erdacht, sondern sie gibt es tatsächlich. Einige davon sind in diese Geschichte eingesponnen – und sie haben mich sehr berührt. Man bekommt Einblicke in Loris Wünsche und Hoffnungen, aber auch in seine Enttäuschungen und in seine Verzweiflung. Gerade diesen Teil des Buches fand ich sehr emotional und bedrückend, vor allem weil er so authentisch ist und man Loris Gefühle nahezu packen kann. Mich hat vor allem dieser Teil sehr berührt, weil er einfach sehr intensiv und reich an Gefühlen ist und man viel Einblicke in menschliche Beziehungen in dieser schwierigen Zeit bekommt.

Lori hat eine Tochter, Marie, die er jedoch nur bei den seltenen Heimatlauben sieht. Sie hat ihn am Leben gehalten bei den unglaublichen Erlebnissen im Krieg an der Front. Marie dagegen hat kaum Erinnerungen an ihren Vater, Jahre später aber macht sie sich auf die Suche nach dem Mann, der ihr Vater war.

Mich hat vor allem der Schreibstil Sabine Eichhorsts beeindruckt, den ich so eindringlich fand, dass ich mich ihm kaum entziehen konnte. Sie hat so viele Emotionen und Stimmungen erzeugt, die mal freudig und wohlig, oft aber auch schmerzhaft und melancholisch waren. Dabei bleibt das Buch aber immer leicht zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin – wenn man nicht, so wie ich, das Buch immer wieder auf Seite legen muss wegen des unglaublichen Schreckens zur Zeit des Krieges. 

Sicher geht es in diesem Buch auch um eine Liebesgeschichte, für mich aber standen vielmehr die unterschiedlichen Beziehungen und was die Zeit mit ihnen machte im Vordergrund. Es geht um Liebe und Hass, um Freiheit und Gefangenschaft, um Freundschaft und Loyalität. Gerade der Mittelteil hat mich sehr gepackt und berührt, Anfang und Ende der Geschichte waren zwar passend, haben mich aber einfach nicht so packen können.

Vor allem Loris als Charakter ist sehr gut gezeichnet, ich konnte ihn mir nicht nur gut vorstellen, sondern ihn in vielen Dingen einfach verstehen. Er war kein „Gutmensch“, sondern hatte Ecken und Kanten, die ihn nicht nur sympathisch, sondern vor allem glaubhaft gemacht haben. Aber auch andere Charaktere waren sehr gut gelungen, wie zum Beispiel Éva oder Elsa, beides sehr unterschiedliche Frauen, dafür aber dennoch typische Beispiele für Frauen ihrer Zeit.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn die Geschichte ganz anders war als erwartet. Da mich aber nicht alle Erzählstränge komplett fesseln konnten, ziehe ich einen Stern ab und gebe gute 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ein sehr eindringlicher Roman, in dem es nicht nur um die Liebe geht, sondern vor allem um menschliche Beziehungen in der schwierigen Zeit des 2. Weltkrieges. Mit ihrem eindringlichen Schreibstil schafft die Autorin eine Unmenge von Emotionen und kann verschiedenste Stimmungen einfangen und an den Leser weitergeben. Loris ist ein sehr sympathischer Protagonisten und mit ihm habe ich die ganze Zeit gefiebert und gelitten – und auch wenn das Ende eher offen bleibt, schließt sich dann doch der Kreis um die Geschichte zwischen Loris und Éva. 

Vielen Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

2 Kommentare:

  1. Huhu Sabine,

    eine wirklich tolle Rezension, die sehr neugierig auf das Buch macht! Das Buch wandert zunächst einmal auf die Wunschliste :)

    Liebe Grüße,
    Corina

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