3. Februar 2016

[Rezension] Carla Montero - "Das Mädchen mit den Smaragdaugen"

Carla Montero - Das Mädchen mit den Smaragdaugen
2 Zeitebenen

Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de nach einer Idee von Cover Ktchen
Umschlagabbildung: Cover Kitchen; getty images /Ian Bramham Photographie
ISBN-13: 978-3-734-10206-6
Seiten: 736 Seiten
Erschienen: 18. Januar 2016
Originaltitel: „La tabla esmeralda“
Übersetzerin: Alexandra Baisch

Zum Inhalt 
„Als der Kunsthistorikerin Ana García Brest ein alter Brief in die Hände fällt, ahnt sie nicht, dass er sie auf die Spur eines sensationellen Kunstfundes führen wird – und zur Geschichte einer unglaublichen Liebe.
Frankreich, 1942. Die junge Sarah Bauer entkommt als Einzige der Deportation ihrer Familie. Auf ihrer Flucht trägt sie einen Mantel, der ein geheimnisumwobenes Bild verbirgt. Dabei handelt es sich um jenes Gemälde, das SS-Sturmbannführer Georg von Bergheim um jeden Preis in seinen Besitz bringen soll. Er ist Sarahs größter Feind – und bald ihre einzige Rettung ...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Dieses Buch war eine echte Überraschung für mich, eine positive – denn ich hätte nicht gedacht, dass es mir so gut gefallen wird.

Zwar ist der Einstieg etwas verwirrend, da das erste Kapitel Ende des 15. Jahrhunderts spielt, danach aber klärt sich, was es damit auf sich hat und es bleibt bei zwei Erzählsträngen zu unterschiedlicher Zeit.

Der eine Erzählstrang spielt in der Gegenwart, in der die Kunsthistorikern Ana sich auf die Spur nach einem verschwundenen Bild macht. Ihre Suche führt sie in die Vergangenheit, in die 40er Jahre. Und hier spielt dann der zweite Erzählstrang, denn die Jüdin Sarah hat genau dieses Gemälde, ist aber auf der Flucht vor den Nazis.

Beide Handlungsstränge konnten mich fesseln und nicht nur, dass sie immer wieder geschickt ineinander gegriffen haben, waren sie auf eine besondere Art und Weise packend. Während es in den ersten zwei Dritteln eher eine untergründige, subtile Spannung war, die mich beim Lesen gehalten haben, war das letzte Drittel dann fast schon einem Thriller gleich und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 

Das lag aber sicherlich auch an den sympathischen Protagonisten. Ana aus der Gegenwart fand ich zwar anfangs etwas naiv und einige ihre Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen (das bezog sich insbesondere auf alles, was mit ihrem Freund Konrad zu tun hatte), gefallen aber hat mir ihre Entwicklung, denn sie wird immer zielstrebiger und lässt eine einmal aufgenommene Fährte nicht so schnell wieder los. In der Vergangenheit war es die Jüdin Sarah, die mir wirklich gut gefallen hat. Sie ist eine Kämpferin, lässt sich nicht unterkriegen und sucht immer wieder nach neuen Wegen und Lösungen, auch wenn die Situation in der damaligen Zeit ja eher ausweglos für sie schien. Aber auch andere Charaktere haben mir gefallen, zum Beispiel Alain, bei dem ich mir zur Anfang nicht sicher war, auf welcher Seite er steht, dessen Figur aber einfach sehr gut gestaltet war – genauso wie Georg aus der Vergangenheit, dessen Zerrissenheit so gut dargestellt war, dass ich sie spüren konnte und mit ihm immer mehr gelitten habe. Auch der eher unsympathische Jakob war einfach sehr gut gezeichnet – insgesamt wirkten die Figuren sehr gut durchdacht und damit authentisch und glaubhaft.

Man sollte nicht denken, es ginge in diesem Buch einfach nur um ein jüdisches Schicksal – ja, darum geht es auch, aber auch der Kunstraub zur Nazizeit, die verschiedeneren Widerstandsbewegungen oder aber auch Nazigruppen in der Gegenwart sind Themen in diesem Buch. Damit ist es spannend und informativ zugleich und durch die mir ans Herz gewachsenen Figuren habe ich mit ihnen gefiebert und gelitten. 

Der Schreibstil ist angenehm und gut lesbar, dabei aber auch anspruchsvoller als das, was man sonst so aus Mainstream-Büchern kennt. Die Handlung ist durchaus komplex angelegt und die Fäden sind dabei nicht immer direkt eindeutig miteinander verknüpft, so dass man beim Lesen schon genau aufpassen muss – da die Autorin aber die Atmosphäre der verschiedenen Orte und Zeiten gut eingefangen hat und das Buch durchweg fesselte, war das eigentlich kein Problem. 

Es gibt nur ein paar Kleinigkeiten, die mir nicht gefallen haben – zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, es kommt eine mystische Komponente ins Spiel – und das mag ich gar nicht. Zum Glück aber löst sich das dann irgendwann auch wieder auf. Auch fand ich einige Szenen doch zu actionreich und damit nicht glaubhaft, auch im Plot gab es Situationen, die mir einfach unglaubwürdig schienen. Das aber hat dem Lesespaß keinen Abbruch getan, so dass ich insgesamt gute 4 von 5 Sternen vergebe.

Mein Fazit
Eine komplexe und gut durchdachte Geschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt und anfangs mit untergründiger Spannung daherkommt, um dann im letzten Drittel fast schon einem Thriller gleich zu fesseln. Die sympathischen Charaktere machen einem das Mitfiebern leicht, die Themen im Buch waren sehr interessant und gut recherchiert – so bietet das Buch also nicht nur reine Unterhaltung, sondern ganz nebenbei lernt man auch noch einiges beim Lesen. Es gab nur einige Kleinigkeiten, die mich ein wenig gestört haben, trotzdem aber ist das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung wert für alle, die Bücher mögen, die auf mehreren Zeitebenen spielen. Ich gebe gute 4/5 Sternen.


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