15. Januar 2016

[Rezension] Peter Prange - "Die Gottessucherin"

Peter Prange - Die Gottessucherin
Historischer Roman

Verlag: Droemer-Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: AKG Images /Flandrin, Hippolyte 1809-1864, Jeune fille, dite La Florentine 1840
ISBN-13: 978-3-426-19751-6
Seiten: 768 Seiten
Erschienen: 9. September 2009

Buchrückentext
„Darf man für die Liebe zu Gott die Liebe zu den Menschen opfern? Peter Prange erzählt die schicksalhafte Lebensreise der Gracia Mendes, einer der außergewöhnlichsten Frauen der europäischen Renaissance. Obwohl eine gläubige Jüdin muss sie aus Angst vor der Inquisition wie eine Christin leben. Damit nicht genug, wird sie mit einem Mann verheiratet, der skrupellos Profit aus der Not seiner jüdischen Glaubensbrüder schlägt. Trotzdem wird der vermeintliche Verräter schon in der Hochzeitsnacht zur großen Liebe ihres Lebens. Unter der grausamen Gewaltherrschaft der Inquisition jedoch wird Gracia gezwungen, quer durch den brodelnden Kontinent zu fliehen. Die Reise der Gottessucherin beginnt, die Reise einer Kämpferin, die Königen und Päpsten die Stirn bieten wird ...“

Meine Meinung
Ich bin ohne große Erwartungen an dieses Buch herangegangen, obwohl ich schon einige Bücher von Peter Prange gelesen habe, die mir auch alle gefallen haben. „Die Gottessucherin“ jedoch hat mich jedoch total umgehauen – packend und fesselnd von der ersten Seite an, hat mich dieser gut 700 Seiten dicke Schmöker vollends begeistert.

Es geht in diesem Buch um die Jüdin Gracia Mendes, die Anfang des 16. Jahrhunderts als Christin leben muss, um der Inquisition zu entgehen, trotzdem gejagt wird und um die halbe Welt flüchtet und dabei auch noch tausenden von Gleichgesinnten das Leben rettet. Was jetzt erst mal nach einer langweiligen Geschichte klingt, entwickelt sich rasch zu einer spannenden Verfolgungsjagd und entführt den Leser von Lissabon nach Antwerpen, von Venedig nach Konstantinopel. Von der ersten Seite an hat der Autor mich fesseln können und zu keinem Zeitpunkt habe ich mich gelangweilt – selbst in Kapiteln, in denen eigentlich nicht viel passiert, vermag er den Spannungsbogen hoch zu halten und mich als Leser zu packen.

Gracia Mendes hat tatsächlich gelebt, nur ist wenig von ihrem Leben übermittelt. Aber mit den historischen Fakten, die es gibt, hat Peter Prange eine farbenprächtige Geschichte geschrieben und mein Interesse geweckt – es ist schon unglaublich, was Gracia da geleistet hat und auch wenn sie mir nicht wirklich sympathisch war, habe ich mit ihr gefiebert und gelitten.

Es gibt reichlich Charaktere in diesem Buch, doch sie werden nach und nach eingeführt, so dass man gar nicht durcheinander kommen kann. Die Figuren sind einfach wunderbar gestaltet und sehr gut ausgearbeitet – am meisten fasziniert hat mich, dass mir die Protagonistin Gracia nicht sonderlich sympathisch ist und ich dennoch mit ihr gefiebert habe. Gracia scheint über Leichen zu gehen, um ihren Glauben zu behaupten, sie schreckt auch nicht davor zurück, die Ihren zu opfern – manchmal scheint sie wie im Wahn mit nur einem Ziel vor Augen ohne Rücksicht auf Verluste – die Juden zu retten und ihnen ein Land zu schenken. Und obwohl ich ihr Verhalten oft genug verwerflich fand, habe ich sie gerne begleitet und mit ihr gelitten. Aber auch andere Charaktere im Buch sind einfach gut gelungen – egal, ob ich an Gracias Tochter denken, an den alten Rabbi, Gracias Schwester oder ihren Ehemann – jeder hat eine eigene Geschichte, jeder hat Ecken und Kanten und dadurch wirken sie echt und authentisch, einfach glaubhaft und menschlich.

Den Schreibstil Peter Pranges habe ich sehr genossen. Er liest sich gut und flüssig, passt aber dennoch zur damaligen Zeit und kann die Atmosphäre einfach wunderbar einfangen. Egal, ob ich mich in Lissabon, Venedig oder Konstantinopel befunden habe – ich hatte stets Bilder vor Augen, Düfte in der Nase und meinte manchmal, das Wasser in den verschiedenen Häfen plätschern zu hören – so bildgewaltig erzählt der Autor die Geschichte und beschreibt die verschiedenen Standorte, ohne dabei jemals zu langweilen.

Ich weiß nicht, ob das Buch für jeden etwas ist, mir aber hat es sehr gut gefallen und ich war am Schluss traurig, dass das Buch nun zu Ende war. Fasziniert war ich von der historischen Persönlichkeit Gracia, über die man im angehangenen Kapitel „Dichtung und Wahrheit“ noch einiges erfährt und über die ich dann selber im Internet noch weiter recherchiert habe. Von mir gibt es für dieses Werk die volle Punktzahl – und ich freue mich auf weitere Bücher des Autors.

Mein Fazit
Ein tolle Geschichte, die über die historische Persönlichkeit Gracia Mendes erzählt, ein Abenteuergeschichte, die den Leser um die halbe Welt führt und dabei von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Toll ausgearbeitete Charaktere, die nicht immer unbedingt sympathisch sind, die aber dennoch beeindrucken und denen ich gerne gefolgt bin, dazu ein Schreibstil der zur damaligen Zeit passt und dennoch gut und flüssig zu lesen ist – ich bin beeindruckt von diesem Wälzer und habe jede einzelne Seite sehr genossen. Ich gebe gerne 5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Bücher des Autors. 


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