29. Januar 2016

[Rezension] Liliana Le Hingrat - "Das dunkle Herz der Welt"

Liliana Le Hingrat - Das dunkle Herz der Welt
Historischer Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: FinePic®, München
ISBN-13: 978-3-426-51759-8
Seiten: 763 Seiten
Erschienen: 2. November 2015

Zum Inhalt 
„Das heutige Rumänien im 15. Jahrhundert: Vladislav Basarab Draco, Ritter des Drachenordens, kämpft um den walachischen Thron seines Vaters. Dabei gerät er in Konflikt mit den Königen von Ungarn und Polen, die, selbst verfeindet, ihren eigenen Anwärter auf den walachischen Thron setzen wollen. Im Alter von fünf Jahren von seiner Familie getrennt, wächst Vladislav am Hof König Sigismunds auf, als Geisel und Garant für die Politik seines Vaters, des Fürsten Mircea Basarab. Der ungarische Monarch, der auch der Großmeister des Drachenordens ist, nimmt ihn in seine Dienste und am 8. Februar 1431, in Nürnberg, in die höchste Klasse der Societas Draconis auf. Vladislavs bester Freund und Schwertbruder János Hunyadi, Sohn eines Kleinadligen, erfährt am Tag zuvor von dem polnischen König Jagiello, dass er der uneheliche Sohn Sigismunds ist. Voller Neid verfolgt er die Zeremonie seines Freundes und meint, dass die Ehrungen ihm und nicht Vladislav zustehen. Als er von Vladislav vor den Augen König Sigismunds auch noch im Turnier besiegt wird und obendrein zusehen muss, wie Vladislav, obwohl er verheiratet ist, seine verehrte Clara von Thegzes verführt, wandelt sich die Freundschaft in Missgunst und Hass.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, da es doch eine Epoche behandelt, über die ich bisher noch nichts gelesen habe. Und obwohl mich der Schreibstil der Autorin total gefangen hat, bin ich in die Geschichte einfach nicht richtig reingekommen und konnte sie daher leider auch nicht richtig genießen.

Schon der Einstieg ist mir sehr schwer gefallen. Nach dem Prolog wird man als Leser direkt mitten ins Geschehen reingeschmissen und für mich war es schwierig, der Handlung zu folgen. Dazu kommen die vielen verschiedenen Figuren, die schon auf den ersten Seiten auftauchen, die auch noch oft ähnlich klingende Namen haben. Zum Glück gibt es im Buch ein Verzeichnis der teilnehmenden Personen, in dem auch steht, zu welchem Fürstentum, Königreich oder Haus sie gehörten – gerade am Anfang habe ich hier oft nachgeschlagen, weil ich Figuren einfach nicht einzuordnen wusste. Aber so dankbar ich um dieses Verzeichnis auch war, so hat es mich doch auch in meinem Lesefluss gestört.

Leider hat sich meine Verwirrung auch nach einigen Kapiteln nicht gelegt. Das Lesen erforderte für mich viel Aufmerksamkeit und Konzentration und trotzdem hatte ich manches Mal das Gefühl, den roten Faden zu verlieren. Irgendwann hatte dann auch ich die verschiedenen Figuren für mich sortiert, trotzdem bin ich in die Geschichte nie richtig reingekommen – ich fühlte mich nicht als Teil davon sondern immer als Außenstehender. Dabei hat die Autorin exzellent recherchiert, und das Buch ist prall gefüllt mit historischen Ereignissen. Das meiste davon war mir gänzlich unbekannt, so dass ich beim Lesen wirklich eine Menge gelernt habe. Dafür aber waren einzelne Kapitel auch sehr trocken und gefühlt wurde nur über politische Aktionen, Intrigen und Kriege geredet - ich hätte mir aber gewünscht, dass es mehr Verknüpfung zu der fiktiven Geschichte gegeben hätte, die für mich zu weit in den Hintergrund gerückt ist.

Dass ich nicht richtig reingekommen bin, kann auch daran liegen, dass ich mit den Hauptfiguren einfach nicht warm wurde. Dabei sind die Charaktere sehr gut ausgefeilt und gezeichnet, aber beide Rivalen, Vladislav und Janos, waren mir einfach nicht sympathisch. Ich konnte sie nicht verstehen, ihre Gedanken und Handlungen nicht nachvollziehen, so dass ich mit ihnen weder gefiebert noch gelitten habe. Ihre Motivation, so zu handeln, wie sie es tun, war mir völlig fremd.

Richtig toll fand ich aber den Schreibstil der Autorin, der mich gefangen und mir sicherlich über einige Durststrecken im Buch geholfen hat. Sie schreibt sehr angenehm, so dass man die Geschichte flüssig lesen kann und schafft es, Stimmungen gut einzufangen. Die Sprache ist oft bildreich, ohne blumig zu sein, Beschreibungen gibt es reichlich, aber in genau richtiger Länge, so dass es in dieser Beziehung nie langatmig wurde und vor meinen Augen Bilder entstanden sind. Die Sprache ist sehr lebendig und lebhaft, es gibt viele Dialoge, die man aber sehr genau verfolgen sollte, um den roten Faden nicht zu verlieren.

Es geht um Kriege und Intrigen, um Hass und Eifersucht, auch um die Liebe und Leidenschaft, wobei diese zwar ein wichtiges Motiv, aber letztlich dann doch wenig Raum in der Geschichte einnimmt. Trotz dieser interessanten Themen konnte mich das Buch leider nicht in seinen Bann ziehen. Da ich aber den Schreibstil sehr gemocht habe, gebe ich 3 von 5 Sternen.  

Mein Fazit
Eine sehr komplexe Geschichte, die eine interessante Zeit behandelt - nämlich die balkanischen Rosenkriege – mich konnte sie nur leider auch bis zum Schluss nicht packen. Die vielen verschiedenen Charaktere haben gerade zu Anfang bei mir zu großer Verwirrung geführt, sympathisch war mir zudem keiner, so dass ich mich in sie nicht hineinversetzen konnte und sie in ihren Gedanken und Handlungen auch nicht verstanden habe. Die Geschichte ist sehr gut recherchiert, durch ihre Komplexität muss man sie aber sehr aufmerksam lesen, um den roten Faden nicht zu verlieren - zum Glück ist der Schreibstil sehr angenehm und hat mir so über manche weniger fesselnde Stelle hinweggeholfen. Mich hat das ganze Buch leider nicht gepackt, trotzdem gebe ich für den tollen Schreibstil und die tolle Idee mit sehr guter Recherche 3 von 5 Sternen.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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