13. Dezember 2015

[Rezension] Anne Gesthuysen - "Sei mir ein Vater"

Anne Gesthuysen - Sei mir ein Vater
2 Zeitebenen

Verlag: Argon Hörbuch
Umschlaggestaltung: Stephan Siebert, Berlin nach dem Entwurf des Buchumschlags von Barbara Thoben, Köln
Umschlagabbildung: © Keystone France /Getty Images
ISBN-13: 978-3-839-81440-6
Dauer: gekürzt, 6 CDs, 421 min.
Erschienen: 26. November 2015
Sprecherin: Doris Wolters

Hörbuchrückentext 
„Als Lilie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hanna schwer erkrankt ist, will sie sich umgehend auf den Weg an den Niederrhein machen, zu den beiden Menschen, die sie vor vielen Jahren zu ihrer Ersatzfamilie erkoren hat. Doch in ihrer Pariser Wohnung erwischt sie einen Einbrecher, der ausgerechnet ein altes Bild stehlen will, das bislang nur sentimentalen Wert für sie besaß. Der Eindringling entkommt, und Lilie findet im Bilderrahmen den mysteriösen Brief einer Frau namens Georgette Agutte. Voller Neugier taucht Lilie ein in das faszinierende Leben ihrer Ururgroßtante….“

Meine Meinung
Ich liebe Bücher, die auf zwei Zeitebenen spielen, und bei diesem Buch hat mich vor allem auch das Thema der Maler und Künstler zur Zeit der „Belle Époque“ sehr angesprochen. 

Der Einstieg in die Geschichte ist auch sehr gelungen. In dem Erzählstrang der Gegenwart ist Lilie die Protagonistin, die zufällig einen mysteriösen Brief von Georgette Agutte findet, und damit vor einem Rätsel steht, dass sie unbedingt zu lösen versucht. Hilfe bekommt sie bei dieser Rätselsuche von ihrem Ersatzvater Herrmann und dessen Tochter Hannah. Die drei reisen gleich einer Schnitzeljagd durch die gesamte Welt, um Hinweisen auf des Rätsels Lösung zu folgen. Der Erzählstrang der Vergangenheit dreht sich dann ganz um das Leben und Werken eben jener Malerin Georgette Agutte - es wird ihre ganz private Geschichte erzählt, von ihren beiden Ehen und von ihren malerischen Freuden.

Die Autorin hat in diesem Buch geschickt die fiktive Geschichte von Lilie um die historische Persönlichkeit Georgette gesponnen. Immer abwechselnd wird mal aus der Gegenwart und aus der Vergangenheit erzählt, da jedem Abschnitt vorangestellt ist, in welcher Zeit er spielt, kann man gar nicht durcheinander kommen. Trotzdem musste ich mich erst an die verschiedenen Personen gewöhnen, dann aber war es tatsächlich kein Problem. In der ersten Hälfte des Buches haben mich beide Erzählstränge gleichermaßen gefesselt, in der zweiten Hälfte aber fand ich den Strang der Gegenwart sehr konstruiert und die Schatzsuche war mir viel zu sehr im Vordergrund. Mich hätte hier viel mehr das Zwischenmenschliche interessiert – und da hätte es genug Potential gegeben bei den vielen unterschiedlichen Charakteren mit ihren ganzeigenen Schicksalen. Den Erzählstrang der Vergangenheit fand ich sehr interessant und packend – man lernt nicht nur die Malerin Georgette näher kennen, sondern auch einiges über die damalige Zeit und den Stand der Frau in der Gesellschaft, man bekommt Einblick in die Künstlerszene, wie verschiedene Maler zusammengearbeitet haben oder aber auch nicht und wie sie sich weiter entwickelt haben. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich ein Buch mit dieser Thematik bisher nicht gelesen habe.

Georgette wird dabei auch so gut dargestellt, dass ich mich in sie gut hineinversetzen konnte. Das ist mir bei Lilie in der Gegenwart leider nicht gelungen – aus ihr bin ich oft nicht schlau geworden. Mal ist sie sehr selbstbewusst aufgetreten, mal aber auch schüchtern und zurückhaltend. Das hat sicherlich mit ihrem Lebensweg zu tun, der nicht immer einfach und oft steinig gewesen ist. Trotzdem blieb sie mir irgendwie fremd und ich hätte mir auch in diesem Handlungsstrang mehr Emotion gewünscht.

Die Sprecherin Doris Wolters hat mir sehr gut gefallen. Sie hat mit ihrer Stimme der ganzen Geschichte Leben eingehaucht und mich mit ihrer Interpretation der verschiedenen Figuren überzeugen können. Außerdem hat mir ihre warme und klare Stimmfarbe einfach sehr gut gefallen.

Ich glaube, als Buch gelesen hätte mich die Geschichte noch mehr packen können. Beim Hören bin ich zwar in die Vergangenheit eingetaucht, aber mitgeraten habe ich bei dem Rätsel leider gar nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies auch einfach am Medium gelegen haben könnte. Da ich das erste Buch der Autorin noch nicht kenne, werde ich ihr damit eine weitere Chance geben – dann aber als Buch von mir selber gelesen.

Mein Fazit
Auf zwei Zeitebenen spielend konnte mich der Erzählstrang der Vergangenheit weitaus mehr fesseln als der der Gegenwart – sicherlich auch, weil mich die Themen – die Malerei in der Belle Époque und das Leben der Malerin Georgette Agutte – sehr interessiert haben. In der Gegenwart stand mir einfach zu sehr die Schatzsuche und das Rätselraten im Vordergrund – mehr hätten mich hier die zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert. Doris Wolters als Sprecherin hat die Geschichte aber lebendig werden lassen durch ihre angenehme und warme Stimme – langweilig ist es also nie geworden. Trotzdem konnte mich die Protagonistin der Gegenwart leider nicht überzeugen – insgesamt gebe ich dem Hörbuch 3,5 von 5 Sternen.


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