28. November 2015

[Rezension] Iny Lorentz - "Die steinerne Schlange"

Iny Lorentz - Die steinerne Schlange
Historischer Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Stephan Mulcahey /Arcangel Images; FinePic®, München
ISBN-13: 978-3-426-65351-7
Seiten: 634 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 2015

Zum Inhalt 
„Germanien im Jahre 213 nach Chr. Die junge Gerhild, Tochter eines Stammesfürsten, ist eine mutige und standesbewusste Frau. Als der römische Statthalter Quintus ihren Stamm aufsucht und sie zur Geliebten fordert, sind ihre beiden Brüder zu ihrem Entsetzen damit einverstanden. Sie will sich jedoch nicht in ein Schicksal fügen, das gleichbedeutend mit Sklaverei ist, und verlangt, dass der Römer um sie kämpfen soll. Da sie ahnt, dass ihre Brüder den Römer gewinnen lassen wollen, tritt sie selbst gegen ihn an. Was niemand für möglich gehalten hätte, geschieht: Die junge Frau siegt und blamiert Quintus damit vor ihrem Stamm und seinen eigenen Leuten. Der Römer will seine Niederlage nicht hinnehmen und sinnt auf Rache. Für Gerhild beginnt damit ein verzweifelter Kampf ums Überleben …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich war sehr neugierig auf diese Geschichte, die im Jahr 213 spielt und bei der es um den Kampf zwischen Römern und Germanen geht, die ihr Land jenseits des Limes, der steinernen Schlange, verteidigen. Wer einen ausgetüftelten historischen Roman erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, wer sich aber auf ein Abenteuer um die starke Protagonistin Gerhild einlassen kann, der wird mit einer unterhaltsamen und spannenden Geschichte belohnt.

Schon der Einstieg ist sehr gelungen und man lernt die Protagonistin Gerhild kennen, eine junge Germanin, die mutig und selbstbewusst den Kampf gegen die Römer aufnimmt, nachdem ihrer Bruder, der Führer des Stammes, kläglich versagt und klein beigegeben hat. Daraus entwickelt sich ein spannender Kampf zwischen Römern und Germanen, deren Land und deren Freiheit. Dabei haben die Autoren die einmal geschaffene Spannung auch sehr hoch halten können, es gab nur selten Phasen oder Pausen, in denen es ruhiger zugegangen ist, bis schließlich die Geschichte in einem großen Finale mündet. Im Vordergrund des Buches steht eindeutig die Fehde, man merkt als Leser zwar die langsam und leise aufkeimende Liebe zwischen Gerhild und Julius, einem Germanen, der sich den Römern angeschlossen hat, diese Liebesgeschichte nimmt aber nur sehr wenig Raum ein, bleibt wirklich sehr im Hintergrund und blinzelt nur ab und an mal durch.

Ich mochte Gerhild gerne, auch wenn ich ihre Figur sehr eindimensional gestaltet fand und sie leider auch mit ihrem Einsatz und Mut, ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Kampfesstärke alles andere als realistisch und glaubwürdig gewirkt hat. Trotzdem habe ich mit ihr gefiebert und den Kampf um das eigene Land mit Spannung verfolgt. Julius, den ehemaligen Germanen, der sich dann aber den Römern anschließt, mochte ich ebenfalls sehr gerne, er hat – obwohl er ja auf der falschen Seite steht – das Herz am rechten Fleck, bleibt menschlich und hadert immer wieder mit sich und den ihm vorgegebenen Anordnungen und Entscheidungen. Das macht ihn zu einer sehr sympathischen Figur. Daneben gibt es noch viele andere Figuren, die sich grob in Gut und Böse einteilen lassen und innerhalb des Klischees dann aber gut gestaltet sind. 

Der Schreibstil ist sehr einfach und eher modern gehalten, liest sich dadurch aber flüssig und die Seiten fliegen einfach nur so dahin. Manche Formulierungen fand ich unpassend und ich hätte mir einen zur Zeit passenderen Schreibstil gewünscht – so aber sind zwar immer mal wieder einige römische oder auch germanische Götternamen gefallen, ansonsten aber hätte man vom Schreibstil her nicht ahnen können, dass das Buch in der Römerzeit spielt. Was ich auch vermisst habe, sind ein paar mehr Alltagsbeschreibungen beider Völker, um mich besser in die Zeit und die verschiedenen Lebensweisen einfühlen zu können. Leider ist es hier nur bei wenigen Anspielungen geblieben, die dann auch noch sehr oberflächlich waren und leider nicht ausgefeilt wurden. So bleibt insgesamt der historische Aspekt des Buches leider sehr im Hintergrund, auch wenn es einige wenige historische Persönlichkeiten gibt, die in die Geschichte eingeflochten sind – aber auch diese bleiben sehr im Hintergrund, und ich hätte mir mehr Verknüpfung zwischen Historie und Fiktion gewünscht.

Trotz meiner Kritikpunkte hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten und mir spannende Lesestunden geschenkt. Kann man darüber hinwegsehen, dass im Mittelpunkt eine starke und sympathsiche, aber leider auch sehr unrealistische Frau steht, die den Kampf gegen die Römer wagt, wir man mit einer spannenden Geschichte belohnt, die nie langweilig wird und einige Überraschungen und Wendungen parat hält. Zwar gibt es auch eine Liebesgeschichte, die aber tritt doch sehr in den Hintergrund, so dass sie eigentlich kaum erwähnenswert ist. Im Mittelpunkt steht eindeutig der Kampf und das Abenteuer – und das auf eine sehr unterhaltsame und packende Art. 

Mein Fazit
Ein spannender Abenteuerroman, der zur Römerzeit spielt und von der ersten bis zur letzten Seite fesselt – man sollte nur darüber hinwegsehen, dass eine junge und mutige Frau im Mittelpunkt der Geschichte steht, die zwar sympathisch, aber leider sehr unglaubwürdig gestaltet wurde. Dafür aber fesselt das Buch durch viele überraschende Wendungen und einen sehr interessanten Plot. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, weil mir die Geschichte unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat – wer jedoch einen ausgefeilten historischen Roman erwartet, wird wahrscheinlich aber enttäuscht sein, denn hier liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem spannenden Abenteuer.

Vielen Dank an den Knaur-Verag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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