30. Oktober 2015

[Rezension] Anne Enright - "Rosaleens Fest"

Anne Enright - Rosaleens Fest
Gegenwartsliteratur

Verlag: dva (Deutsche Verlags Anstalt)
ISBN-13: 978-3-421-04700-7
Seiten: 384 Seiten
Erschienen: 9. November 2015
Originaltitel: „The Green Road“
Übersetzer: Hans-Christian Oeser

Zum Inhalt 
Die Familie Madigan ist mittlerweile verstreut über den ganzen Globus und jedes der 4 Geschwister führt ein eigenes Leben mit all seinen Sorgen und Nöten. Mutter Rosaleen wünscht sich nichts sehnlicher, als mit ihren Kindern noch einmal ein gemeinsames Weihnachtsfest zu feiern – doch zu viel ist geschehen, dass man sich einfach gemeinsam an einen Tisch setzt und jeder muss auf seine Art Entgegenkommen und über Schatten springen, doch mit Hoffnung auf Versöhnung kommen tatsächlich alle zusammen. Und doch endet auch diese Weihnachten wie viele andere zuvor…

Meine Meinung
Das Cover hat mich sehr angesprochen und der Klappentext hat mich an eine besondere Familiengeschichte denken lassen – doch leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen ganz falsch waren und sie deshalb auch nicht erfüllt wurden. 

Wer an eine Familiensaga denkt, in der sich verschiedene Handlungsstränge miteinander verknüpfen, vielleicht schöne Erinnerungen an eine behütete Kindheit erzählt werden oder gar ein Geheimnis gelüftet werden will, der wird enttäuscht sein. Denn die Familie Madigan ist alles andere als eine heimelige Familie – die Kinder sind erwachsen, verteilt über den ganzen Globus, jedes kämpft mit seinen eigenen Problemen, genau wie Mutter Rosaleen, die sich zu Weihnachten wünscht, all ihre Kinder noch  mal um sich versammelt zu haben. Doch auch dieses Weihnachtsfest endet wie alle bisherigen zuvor.

Was mir wirklich gut gefallen hat ist der Aufbau des Buches. Jedes Kapitel ist aus Sicht eines der Kinder geschrieben, zu verschiedenen Zeiten und damit lerne man die Figuren auch in ganz verschiedenen Situationen kennen – toll fand ich vor allem, dass auch der Schreibstil an den jeweiligen Charakter angepasst war: so erzählt Hanna aus ihrer Kindheit in Irland mit einfachen Worten, die wirklich zu einem kleinen Mädchen passen. 10 Jahre später lebt ihr Bruder Dan in New York und beschreibt die homosexuelle Szene, in der sich gerade das HI-Virus ausbreitet – auch das mit einem wirklich eigenen, aber passenden Schreibstil -, wiederum 8 Jahre später kommt Constanza, die ältere Schwester zu Wort, die in ihrer Ehe mehr oder minder glücklich ist und den jüngeren Bruder Emmet hat es nach Mali verschlagen, wo er versucht, gegen das Elend der Menschen zu kämpfen. In diesen Kapiteln, die jeweils aus Sicht des entsprechenden Geschwister geschrieben sind, bekommt man einen kurzen Einblick in deren Leben, eher wie ein Schnappschuss als denn wie eine eigene Geschichte, denn viel Handlung gibt es leider nicht in dieser ersten Hälfte des Buches. Und das hat es mir auch schwer gemacht – zwar lernt man die verschiedenen Charaktere kennen und ich muss leider sagen, dass mir keiner von ihnen wirklich sympathisch ist, aber einen roten Faden gibt es leider erst in der zweiten Hälfte des Buches, als nämlich alle Geschwister zu „Rosaleens Fest“ zusammentreffen und sich dann auch erklärt, warum jeder so ist, wie er ist.

Für mich ist das Buches keines, das fesselt durch eine wunderbare Handlung, sondern eher eines, das beeindruckt durch die Charaktere – nicht, weil sie dem Leser ans Herz wachsen, sondern weil sehr eindrücklich ist, wie Menschen durch ihre Kindheit und ihr frühes Umfeld geprägt sind – gut, das ist keine neue Erkenntnis, wird aber in diesem Buch nochmal sehr gut aufgezeigt. 

Enttäuscht bin ich, weil mich das Buch nicht unterhalten konnte und mir leider keine entspannenden Lesestunden geschenkt hat, beeindruckt bin ich aber von der Erzählkunst und dem Aufbau der Geschichte – beides finde ich sehr gut und unterstreicht auf seine Weise noch mal den Inhalt des Buches. Insgesamt kann ich aber leider dennoch nur 3 von 5 Sternen vergeben, weil mir einfach der Unterhaltungswert der Geschichte gefehlt hat.

Mein Fazit
Sprachlich und stilistisch ein sehr interessantes Buch mit Charakteren, die zwar nicht sympathisch, aber dafür echt und glaubwürdig dargestellt sind, unterhaltsam fand ich die Geschichte aber leider nicht, dafür hat mir vor allem in der ersten Hälfte der rote Faden gefehlt und das Ende hat mich leider auch mit vielen Fragen zurückgelassen. Ich gebe dem Buch daher knappe 3 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Hallo,

    mit Dans Erzählperspektive habe ich anfangs die meisten Schwierigkeiten gehabt, weil ja zunächst so viele andere Personen beschrieben wurden, bis endlich mal wieder Dans Name fiel. Am liebsten mochte ich Hanna.

    Liebe Grüße
    Nanni

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    1. Huhu Nanni,
      ja - da gebe ich dir Recht, seine Erzählweise war schon sehr eigen. Richtig sympathisch fand ich leider keinen der Charaktere, vielleicht fand ich auch deshalb die Geschichte langatmig, weil ich mit keinem richtig warm geworden bin.
      Liebe Grüße
      Sabine

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