5. September 2015

[Rezension] Heinrich Steinfest - "Das himmlische Kind"

Heinrich Steinfest - Das himmlische Kind
Roman

Verlag: Knaur
Umschlaggestaltung: NETWORK! Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Vanesa Munoz /Trevillion Images
ISBN-13: 978-3-426-30420-4
Seiten: 312 Seiten
Erschienen: 1. Oktober 2014

Zum Inhalt 
„Zwei kleine Halbwaisen, durchnäßt und verfroren, auf der Suche nach Rettung. In einem winterlichen Wald finden sie eine verlassene Hütte. Ohne Essen und trockene Kleidung wird der fünfjährige Elias sterbenskrank. Seine große Schwester weiß mit überirdischer Klarheit, was zu tun ist: Sie erzählt ihm eine Geschichte, die ihn am Leben hält. Der Kampf eines eigenwilligen kleinen Mädchens um seinen todkranken Bruder: ein Wunder zwischen Himmel und Erde.“


Meine Meinung
Es war mein erstes Buch von Heinrich Steinfest, aber ganz sicherlich nicht mein letztes, denn mich hat er mit dieser Geschichte gepackt – vor allem der Schreibstil hat es mir angetan.

Die Geschichte selber erinnert ein wenig an Hänsel und Gretel – wenn auch in stark abgewandelter Form. Es geht um die beiden Geschwister Miriam, 12 und Elias, 6, die in einem dunklen Wald ums Überleben kämpfen. Dabei wird Elias schwerkrank und Miriam erzählt ihm eine Geschichte, die ihn im Leben hält – bis hoffentlich endlich Hilfe naht.

Eigentlich gibt es in diesem Buch sogar zwei Geschichten, die um Miriam und Elias und die, die Miriam sich ausdenkt und ihrem Bruder erzählt. Beide hatten auf ihre jeweils eigene Art ihren Reiz, bei beiden will man wissen, wie es ausgeht und zum Schluss wird man als Leser auch belohnt, indem beide Geschichten ineinander fließen – wie, verrate ich natürlich nicht.

Das ganze Buch hat etwas phantastisches und märchenhaftes, denn nicht alles lässt sich mit gesundem Menschenverstand erklären – weder Miriams Eingebungen, wie sie sich und ihrem Bruder am Leben erhält – und da ist sie wirklich sehr phantasievoll-, noch das Ende, das mit Logik nicht richtig erklärbar wird, dass aber viel Spielraum für die eigene Phantasie gibt. Lässt man sich also auf das Abenteuer ein, bereitet es wirklich große Freude, legt man dagegen alles geschriebene auf die Goldwaage, wird man wahrscheinlich enttäuscht sein.

Mich hat das Buch vor allem wegen seiner Sprache und seiner Atmosphäre begeistert. Heinrich Steinfest versteht, mit Worten umzugehen, fesselt auch mit Kleinigkeiten und macht scheinbar Unwichtiges zum zentralen Thema. Ich habe diese Art des Erzählens geliebt, dieses vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen und sich dabei aber trotzdem nicht zu sehr zu verlieren. Der Schreibstil ist verspielt, mich aber hat er gefangen, und ich hätte davon gerne noch mehr gehabt. Ich hatte beim Lesen immer Bilder vor Augen – egal ob es das dreibeinige Zebra war, der winterliche, bitterkalte Wald mit der rettenden Hütte oder aber das Erdloch mit dem Lagerfeuer. 

Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und natürlich habe ich Miriam und Elias sofort in mein Herz geschlossen. Elias wirkt so authentisch und glaubhaft, einfach nur liebenswert – er ist neugierig und aufmerksam, tapfer und hilfsbereit, ihn hätte ich wirklich gerne in den Arm genommen. Miriam wirkt dagegen oft altklug, hat aber nur eines im Sinn – sich und ihren Bruder irgendwie am Leben zu erhalten; und da schreckt sie auch vor widrigen Dingen nicht zurück – ein paar fand ich es schon eklig, diese Situationen haben aber auch gezeigt, zu was ein Mensch in der Lage ist, wenn es um das blanke Überleben geht.

Das Buch fesselt auf eine ganz eigene Art und Weise – nicht unbedingt, weil so viel passiert, sondern eher, weil man natürlich wissen will, ob die beiden gerettet werde und wie das denn geschehen soll, denn eigentlich sind die beiden in dem Wald doch eher passiv und unternehmen wenig, um auf sich aufmerksam zu machen. Natürlich aber will man auch wissen, wie die Geschichte in der Geschichte endet und man hat das Gefühl, je näher man sich dem einen Ende nähert, umso näher steht auch das der anderen Geschichte. 

Das Ende des Buches hat mich dann leider gar nicht überzeugen können – das war mir irgendwie doch zu wenig glaubhaft, obwohl es eigentlich schlüssig ist und gut zur ganzen Geschichte passt. Ich aber hätte mir da etwas handfesteres, etwas authentischeres gewünscht – aber das ist sicherlich auch Geschmackssache.

Insgesamt hat mir das Buch aber sehr gut gefallen und sicherlich werde ich wieder etwas von Heinrich Steinfest lesen – denn vor allem sein Schreibstil hat es mir angetan. Diesem Buch hier gebe ich 4/5 Sternen.

Mein Fazit
Eine atmosphärisch dichte Geschichte, in der nicht unbedingt viel passiert, die aber dennoch fesselt und vor allem durch den Schreibstil besticht. Sympathische Charaktere, die einen mitfiebern lassen und die unheimliche, oft auch düstere Atmosphäre lassen den Leser in eine andere Welt abtauchen. Mir hat diese an Hänsel und Gretel erinnernde Geschichte gefallen und gebe daher gerne 4/5 Sternen.


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