Stefanie Kasper – Das verlorene Dorf
Verlag: Goldmann-Verlag
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Jean-Daniel /hemis.fr /Getty Images; FinePic° München
ISBN-13: 978-3-442-47977-1
Seiten: 384 Seiten
Erschienen: 20. April 2015
Zum Inhalt
„Oberbayern 1843: Als sich die junge Waise Rosalie in den Bauern Romar verliebt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben. Doch die Waisenhausvorsteherin warnt Rosalie vor dieser Ehe und macht sonderbare Andeutungen. Rosalie heiratet Romar dennoch und folgt ihm in sein Heimatdorf, das tief im Wald verborgen liegt. Eines Nachts hört Rosalie ein Neugeborenes weinen, das am nächsten Tag als angebliche Totgeburt begraben wird. Dann kommt eine junge Frau, mit der Rosalie sich angefreundet hat, auf mysteriöse Weise zu Tode. Rosalie wird bald bewusst, dass in Romars Dorf nichts ist, wie es scheint – und dass auch sie selbst in tödlicher Gefahr schwebt...“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Mich hat das geheimnisvolle Cover sofort angesprochen und auch der Klappentext klang interessant – und tatsächlich ist die Geschichte auch unheimlich, düster und geheimnisvoll.
Der Einstieg ist aber eher ruhig, und man lernt zunächst Rosalie kennen, die in einem Waisenhaus aufwächst. Durch ihre bleiche Haut und ihre rot blitzenden Augen hat sie immer schon die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gezogen – aber leider eher im negativen Sinne, so dass Rosalie sich mehr und mehr zurückzieht. Als sie den Bauern Romar kennenlernt und er um ihre Hand anhält, kann sie ihr Glück kaum fassen, doch sie wird gewarnt vor den Waldbewohnern, zu denen Romar gehört. Nicht nur, dass diese die Menschen scheuen und sie sehr zurückgezogen in einem versteckten Dorf im Wald leben, nein – es geschehen in diesem Dorf auch merkwürdige Dinge.
Es dauert ein bisschen, bis die Geschichte tatsächlich spannend und unheimlich wird, denn im ersten Drittel lernt man erst mal Rosalie und ihre Lebensumstände kennen, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Oberbayern immer noch geprägt sind von harter Arbeit und alten Mythen. Dabei hat die Autorin aber bereits eine besondere Atmosphäre geschaffen, die die Tristesse dieser harten und düsteren Zeit wunderbar einfängt. Spannend wird es erst, als Rosalie dann tatsächlich heiratet – der Leser lernt das Dorf kennen, seine Mitbewohner und auch den bäuerlichen Alltag dort. Und irgendwie wirkt das ganze tatsächlich sehr unheimlich, es geschehen merkwürdige Dinge, die Rosalie aber lange Zeit gar nicht wahrnimmt oder sich schön zu reden versucht. Als Leser kann man aber spüren, dass etwas Schreckliches geschehen wird – und dieses Gefühl hat bei mir auch den Reiz ausgemacht weiterzulesen.
Die Charaktere sind sehr gut gestaltet und wunderbar ausgearbeitet, sowohl die Menschen aus dem Waisenhaus als auch die aus dem verlorenen Dorf. Sie sind alle sehr besonders, und das nicht nur, weil viele eine Behinderung haben (die es im 19. Jahrhundert ja auch schon gegeben hat), sondern weil jeder eine eigene Geschichte hat. Toll fand ich von allem die Figur des Romar – seine Zerrissenheit ist so gut zu spüren, dass ich mit ihm wirklich am meisten gelitten habe. Aber auch die Protagonistin Rosalie ist mir sehr sympathisch, vor allem hat mir ihre Entwicklung von dem schüchternen Mädchen zur aktiven Frau sehr gut gefallen.
Das Buch lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil passt zwar zur Zeit, in der das Buch spielt, dennoch aber bleibt er flüssig und angenehm zu lesen. Vor allem hat mir die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre sehr gut gefallen, die eigentlich von Beginn an herrscht, in der zweiten Hälfte dann aber noch mal stärker wird. Leider nur hat es in der zweiten Hälfte für mich auch einige Längen gegeben, oft hatte ich das Gefühl, die Handlung bleibt auf der Stelle stehen und kommt nicht richtig voran. Da ich aber wissen wollte, ob meine Vermutung über das Geheimnis des Dorfes die richtige ist, habe ich auch die zweite Hälfte rasch durchgelesen und dem Ende, das ich als guten und schlüssigen Abschluss empfunden habe, entgegengefiebert.
Mein Fazit
Mal ein anderer historischer Roman, der in Oberbayern Mitte des 19. Jahrhunderts spielt und den Leser in ein geheimnisvolles Dorf entführt, in dem es geheimnisvoll zugeht. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, der Schreibstil gut zu lesen, und die Atmosphäre ist von Beginn an düster und geheimnisvoll. Auch wenn das Buch eher ruhig beginnt und auch im Verlauf die eine oder andere Länge zeigt, hat es mich doch gut unterhalten. Ich gebe dem Buch 4/5 Sternen.
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