30. Juli 2015

[Rezension] Jeanne Kalogridis - "Die Seherin von Avignon"

Jeanne Kalogridis - Die Seherin von Avignon
Historischer Fantasy-Roman

Verlag: RM Buch und Medien Vertrieb
Umschlaggestaltung: init, Bielefeld
Umschlagbild: Ausschnitt aus einem Gemälde von Leonardo da Vinci /AKG Berlin
ASIN: B0022CCMZA
Seiten: 448 Seiten
Erschienen: 1. Januar 2000
Originaltitel: „The Burning Times“
Übersetzerin: Marion Balkenhol

Buchrückentext
„Carcassone, Frankreich, im Jahre 1357: Die schöne Äbtissin Marie Françoise, im ganzen Land als Wunderheilerin und Heilige verehrt, wird der Hexerei beschuldigt. Verzweifelt versucht der junge Mönch Michel, die außergewöhnliche Frau aus den Fängen der Inquisition zu befreien und vor dem Feuerteufel zu bewahren …“

Meine Meinung
Obwohl ich mich auf einen typischen historischen Roman gefreut hatte und bald feststellen musste, dass in dieser Geschichte eine gehörige Portion Fantasy eine Rolle spielt (und ich das eigentlich nicht gerne mag), hat mir dieses Buch gut gefallen.

Zu Beginn war es vor allem der Schreibstill, der mich gepackt hat, denn durch ihn fühlte ich mich wirklich nach Frankreich in eine andere Zeit versetzt – so eindringlich beschreibt die Autorin Szenen, schafft die dazu passende Atmosphäre und lässt mich als Leserin mitfühlen. Da das Buch mit einer Hexenverbrennung beginnt, fühlte ich mich gleich mitten im Geschehen – doch die Inquisition wütet weiter und als nächste steht die Äbtissin Marie Françoise vor Gericht. Doch hier scheiden sich die Gemüter – während die einen sie als Hexe bezeichnen, sehen andere in ihr eine Heilige und Wunderheilerin. Der junge Mönch Michel kann den Vorwurf der Ketzerei ebenfalls nicht glauben und will sie unbedingt vor dem Feuertod retten. Doch sie gesteht und erzählt ihre ganze Geschichte. 

Es gibt verschiedene Handlungsstränge in diesem Roman – den der Äbtissin und den einer anderen Person, die ich aber nicht benennen möchte, denn dann würde ich spoilern – und erst nach und nach werden diese beiden Erzählstränge miteinander verbunden. Mir hat das sehr gut gefallen, genauso wie die Auflösung, die sich dann im letzten Drittel des Buches ergibt – damit hätte ich nicht gerechnet und für mich war dies eine große Überraschung, die aber schlüssig war und die ich durchaus plausibel fand. Verwirrt haben mich die verschiedenen Handlungsstränge aber nie, denn vor jedem Kapitel steht immer, von wem gerade berichtet und erzählt wird.

Was mir nicht so gut gefallen hat ist der große Anteil an Magie und die vielen Fantasyelemente – zwar wird der Kult um die heilige Göttin Diana eindrucksvoll und farbenprächtig beschrieben, so dass ich beim Lesen wirklich viele Bilder vor Augen hatte, dennoch aber war es mir einfach zu viel des Guten, zu viel Mythos und zu viel Fantasy – und gerade am Ende spitzt sich dies doch sehr deutlich zu. Das war dann einfach nicht mehr meins. Das aber kann ich der Autorin nicht zum Vorwurf machen – ganz im Gegenteil - die Geschichte ist sehr gut konzipiert, schlüssig und durchdacht, und vor allem die eindrückliche Art des Erzählens sowie die Umsetzung der tollen Idee haben mir sehr gut gefallen.

Die Charaktere sind toll gestaltet, und man kann die Zerrissenheit – sowohl von Michel als auch die der Äbtissin – nicht nur nachvollziehen, sondern fast schon spüren. Beide Charaktere waren mir sympathisch, beide haben eine ganz eigene Geschichte, die man nach und nach erfährt und die sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammensetzen.

Obwohl ich den großen Fantasyanteil nicht wirklich mochte, hat mich das Buch aber gut unterhalten – vor allem wegen des eindringlichen Schreibstils und wegen der vielen atmosphärisch dichten Szenen, die bei mir das Kopfkino angeschaltet haben. Daher gebe ich dem Buch 4/5 Sternen.

Mein Fazit
Man sollte wissen, dass es sich hier nicht um einen reinen historischen Roman handelt, sondern dass er einen gehörigen Teil an Fantasyelementen enthält – kann man sich damit arrangieren, überzeugt das Buch! Mir hat vor allem der eindringliche Schreibstil gefallen, der eine tolle und zur Geschichte passende Atmosphäre schafft. Die Charaktere sind wunderbar gestaltet, zu dem sind sie sympathisch, so dass ich mit ihnen gefiebert habe. Die verschiedenen Handlungsstränge laufen am Ende geschickt zusammen, überaschende Wendungen machen die Geschichte spannend und interessant. Ich gebe dem Buch 4/5 Sternen, einen Punkt ziehe ich nur ab, weil es mir – gerader am Ende – doch zu phantastisch geworden ist. Dennoch gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.



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