20. Juni 2015

[Rezension] Martina Sahler - "Das Hurenschiff"

Martina Sahler - Das Hurenschiff
Historischer Roman

Verlag: Knaur-Verlag
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: © Malgorzata Maj /Arcangel Images /The Bridgeman Art Library /Expedition of Robert Cavelier de la Salle (1643-87) in Louisiana in 1684, 1844 (oil on Canvas), Gudin, Jean Antoine Theodore (1802-80), Chateau de Versailles, France /Giraudon
ISBN-13: 978-3426513835
Seiten: 336 Seiten
Erschienen: 1. Dezember 2014

Zum Inhalt 
„London im 18.Jahrhundert: Auf der berühmt-berüchtigten Lady Juliana, dem Segelschiff, das Straftäterinnen nach Australien bringt, treffen sie aufeinander: die zarte Claire, die unschuldig für einen Diebstahl büßen soll; die blutjunge Molly, die ein Verbrechen beobachtet hat und selbst verhaftet worden ist; die zupackende Rose und die bärbeißige Dorothy. Auf See müssen sich die Frauen in der brutalen und erbarmungslosen Männerwelt auf dem Schiff behaupten. Jack Barnes, der Steuermann, hat ein Auge auf Claire geworfen. Doch die junge Frau kann ihren Verlobten Henry nicht vergessen und hofft auf ein Wiedersehen…“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ein schöner historischer Roman, der mich zwar nicht ganz überzeugen konnte, mir aber gut gefallen hat und mir schöne Lesestunden geschenkt hat.

Den Einstieg in die Geschichte fand ich toll: Es geht direkt spannend los, denn Molly wird Zeugin eines Verbrechens, kann aber nicht eingreifen und schafft gerade mit Mühe ihre eigene Flucht. Doch schon bald sitzt sie im Gefängnis, weil sie ein Stück Käse geklaut haben soll, entgeht knapp dem Galgen und wird mit unzähligen anderen nach Australien deportiert. Und hier geht dann die eigentliche Geschichte los. Im Mittelpunkt stehen neben Molly auch Claire, eine unschuldig verurteilte junge Frau, die sich nur schwer mit ihrem neuen Schicksal abfinden kann und Dorothy, eine langjährige Bordellbetreiberin, die von ihrem Geliebten hintergangen wurde und ebenfalls verurteilt wurde. Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich, und jede geht anders mit ihrem Schicksal um. Obwohl die Bedingungen auf dem Schiff alles andere als gut sind, versucht doch jede an Vergünstigungen zu gelangen – und dafür gibt es verschiedene Wege. 

Den Mittelteil fand ich dann leider nicht mehr so fesselnd, dafür aber interessant, denn man lernt nicht nur die Protagonisten und einige Nebenfiguren näher kennen, sondern auch die Lebensbedingungen auf solch einem Schiff – und obwohl ich schon einige Bücher über solche Deportationen gelesen habe, hatte auch diese Geschichte wieder Neues für mich parat. Erst im letzten Drittel nimmt die Handlung dann wieder Fahrt auf, es gibt brenzlige Situationen, die wirklich spannend waren und nochmal mehr die Gefahren zeigen, die auf einem solchen Schiff auftauchen, aber auch die tiefe Verbundenheit der Frauen, wenn es gilt, sich gegenseitig zu helfen. 

Molly und Claire sind mir beide sehr ans Herz gewachsen, obwohl sie ja sehr unterschiedlich sind. Molly mochte ich wegen ihrer pfiffigen Art und ihrem unglaublichen Lebensmut, Claire ist dagegen eher ein verhuschtes Mäuschen – anfangs hat sie mir leid getan, dann aber lernt sie, sich mit der Situation zu arrangieren und über ihren Schatten zu springen. Dorothy mochte ich leider gar nicht, sie war mir einfach zu plump und frech und wirkte an vielen Stellen wie eine alte, verhärmte Frau, deren glorreiche Zeiten längst vergangen sind. Aber auch die Nebencharaktere waren interessant, wenn sie auch nicht so gut gezeichnet waren wie die Protagonisten. Gerade aber unter den Matrosen gab es einige, die ich wirklich mochte, und die sich den Frauen gegenüber – obwohl sie doch Gefangene waren – durchaus freundlich verhalten haben.

Der Schreibstil ist sehr angenehm – der Zeit angepasst und trotzdem leicht und flüssig zu lesen. So sind die Seiten rasch dahingeflogen. Das Ende war für mich ein wenig kurz geraten, denn es hätte mich schon interessiert, was denn nun aus den Frauen in Australien wird. Vielleicht aber wird es hierzu dann eine Fortsetzung geben – mal abwarten.
           
Mein Fazit
Ein schöner historischer Roman, in dem es um die Überfahrt zahlreicher verurteilter Frauen geht, deren Ziel das entfernte Australien ist. Die Protagonisten sind gut gestaltet und mir direkt ans Herz gewachsen, der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Nachdem die Geschichte sehr spannend beginnt, wird es im Mittelteil eher ruhiger, obwohl die Handlung durchaus interessant bleibt. Das letzte Drittel konnte mich dann aber wieder fesseln – so dass ich unterm Strich das Buch auf jeden Fall empfehlen kann. Mich hat es gut unterhalten und ich bin neugierig auf weitere Bücher der Autorin.


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