19. März 2015

[Rezension] Doris Dörrie - "Was machen wir jetzt"

Doris Dörrie - Was machen wir jetzt
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes-Verlag
Umschlagillustration: Jack Vettriano, <The Singing Butler>, 1998 (Ausschnitt)
ISBN-13: 978-3-257-06227-4
Seiten: 304 Seiten
Erschienen: 21. Dezember 1999

Buchrückentext
„Wie weiter, wenn die Frau ihr Heil im Buddhismus sucht, die siebzehnjährige Tochter mit einem tibetischen Lama auf und davon will und einen selbst Geld und Erfolg nicht glücklich machen? Diese Fragen stellt sich nicht nur Doris Dörries Romanfigur Fred Kaufmann. Doch die Autorin zeigt uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Nur Mut, es gibt ein Leben über vierzig!“

Meine Meinung
Ein unterhaltsamer Roadtrip mit einem vielleicht nicht immer sympathischen, aber sehr menschlichen Protagonisten, der den Leser nicht nur in die Gedanken- und Gefühlswelt eines in der Midlife-Crisis befindlichen Anfang Vierzigers mitnimmt, sondern auch nach Frankreich, Deutschland, Holland und die Schweiz entführt.

Ich gebe zu, dass ich etwas gebraucht habe, um in das Buch reinzukommen – dann aber hat mich die Geschichte gepackt und wirklich gut unterhalten. Berührend, menschlich und sehr ehrlich scheinen die Gedanken des gut 40jährigen Fred Kaufmann, der sich auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens befindet. Da passt es gerade gut, dass sich seine Tochter in einen tibetischen Mönch verliebt hat und Fred sie zu ihm in ein buddhistisches Retreat nach Südfrankreich fahren soll. Fred denkt viel nach über seine Ehe und sein Scheitern im Job, aber es geschieht auch einfach viel auf seiner Reise, was ihn das Leben mit anderen Augen sehen lässt.

Der Schreibstil von Doris Dörrie ist angenehm zu lesen und sehr lebendig, auch wenn ich etwas gebraucht habe, um mich an ihn zu gewöhnen. Er ist sehr vielseitig – von humorvoll über ironisch bis hin zu emotional und wehmütig – gerade so, wie es die Situation braucht. Toll fand ich vor allem, wie sich die Autorin in ihren männlichen Protagonisten hineinversetzt hat, und mir schienen seinen Gedanken und Gefühle auch durchaus glaubhaft. 

Zwar scheint einiges, was auf der Reise geschieht, schon ein wenig konstruiert, aber darüber konnte ich gut hinwegsehen, denn ich hatte meinen Lesespaß – ich wurde gut unterhalten und musste oft schmunzeln, hatte aber auch meine Kapitel, in denen ich nachdenklich wurde. Was mir nicht gefallen hat ist der Schluss des Buches – der schien mir doch zu unglaubwürdig und hat leider der ganzen Geschichte einen unangenehmen Nachgeschmack gegeben. Nicht nur, dass die Heldenaktion von Fred völlig unglaubwürdig erscheint, ist es vor allem das offene Ende, das mich ratlos und auch ein bisschen verwirrt zurückgelassen hat.

Dennoch habe ich die Lektüre nicht bereut und werde mir weitere Bücher der Autorin gerne anschauen. Von meiner Seite gebe ich knapp 4/5 Sternen.


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