3. November 2014

[Rezension] Charlotte Link - "Sturmzeit"

Charlotte Link - Sturmzeit (Sturmzeit-Trilogie #1)
Familiengeschichte

Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: bürosüd°, München
Umschlagfoto: plainpicture/Arcangel
ISBN-13: 978-3-442-37416-8
Seiten: 531 Seiten
Erschienen: 8. Februar 2010

Buchrückentext
„Sommer 1914. In Europa gärt es, doch auf dem Familiengut der Degnelly in Ostpreußen scheint noch Zeit zu sein für Idylle und den Traum von der großen Liebe. Ein Traum, der die 18jährige Felicia durch eine harte Zeit begleiten wird, in der alte Traditionen und Beziehungen untergehen und einer gar nicht mehr vornehmen Realität weichen.“

Meine Meinung
Schon lange wollte ich diese Trilogie von Charlotte Link lesen, doch irgendwie hat mich die Dicke der Bücher immer abgeschreckt. Und jetzt, nachdem ich nun endlich mit dem ersten Band „Sturmzeit“ beendet habe, ärgere ich mich, dass ich nicht schon längst zu dieser fantastischen Familiensaga gegriffen habe.

Das Buch war toll! Schon nach wenigen Seiten war ich in der Geschichte gefangen, auch wenn ich gestehen muss, dass der Einstieg wegen der vielen verschiedenen Personen, die gleich zu Beginn auftauchen, etwas schwierig war. Doch nachdem ich sie alle „sortiert“ hatte, habe ich sie gerne begleitet. Es ist die Geschichte der Familie Degnelly, die in den Jahren 1914 bis 1930 durch die Wirrungen der Zeit sowohl Höhepunkte als auch Tiefschläge erleben muss. 

Protagonistin der Geschichte ist Felicia, die im Kreis ihrer an Traditionen gebundenen Familie aufwächst, die aber immer schon einen eigenen Kopf hatte, den sie auch durchzusetzen weiß. Durch den herannahenden Krieg muss sie bald den Familiensitz in Ostpreußen verlassen, gerät nach Spanien, um in einem Lazarett zu helfen, wird in russische Gefangenschaft genommen, kann fliehen und schließlich in Deutschland wieder Fuß fassen. Felicia ist keine, die sich rasch unterkriegen lässt, immer wieder fällt sie wieder auf die Beine und kämpft sich durchs Leben. Unstet wie sie ist, lebt sie fortan zwischen München und Berlin, immer wieder aber kehrt sie auch auf das Familiengut zurück. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit, vor der ich auch oft den Hut gezogen habe, denn durch nichts lässt sie sich unterkriegen und oft genug hat sie sich für die Familie eingesetzt – und dennoch ist sie mir oft unsympathisch, denn Felicia geht auch über Leichen, wenn sie etwas haben will, sie kann rücksichtslos, herablassend und sehr egoistisch sein. Selten bin ich bei einem Charakter so zwiegespalten, wie bei ihr – Felicia hat wirklich einige großartige Züge, aber auch einige, die ich nicht mag – und gerade das macht sie zu einer sehr interessanten Protagonistin. 

Doch man lernt nicht nur Felicia kennen, auch ihre Onkel und Tanten, die in dieser schwierigen Zeit ihren eigenen Weg gehen. Die Männer müssen in den Krieg, erleben dort Schreckliches und nicht jeder kehrt unversehrt nach Hause zurück. Gerade die Kriegsschauplätze sind sehr authentisch beschrieben, ich habe mich beim Lesen an die Front versetzt gefühlt, habe die beschriebenen Szenen vor Augen gehabt und mit den Soldaten gelitten. Doch auch die zurückgebliebenen Frauen hatten es nicht leicht, nicht nur die Sorge um die Männer bestimmte ihr Leben, auch der tägliche Kampf um Nahrung und Kohlen kostete viel Kraft. 

All diese Szenen wurden von der Autorin sehr eindringlich beschrieben, so dass ich alles vor Augen hatte – egal ob es Kriegsszenen aus Frankreich oder Felicias Gefangenschaft in Russland waren oder auch die folgenden besseren Zeiten, die goldenen 20er Jahre in Berlin und München. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen, auch wenn er sich doch unterscheidet von dem der neueren Bücher der Autorin – aber nicht im negativen Sinne, halt einfach nur anders.

Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, keiner ist einfach nur gut oder schlecht oder nach einem Klischee gestaltet, jeder hat eine eigene Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Ich hatte das Gefühl, ein Teil der Familie zu sein, so vertraut waren mir die verschiedenen Personen. Und so habe ich beim Lesen wirklich mitgefiebert und gelitten.

Der Band Sturmzeit ist in sich abgeschlossen, in den Folgebänden begleitet man die nachfolgenden Generationen der Familie Degnelly – und darauf freue ich mich sehr!

Mein Fazit
Ein wunderbares Buch, in dem man die verschiedenen Mitglieder der Familie Degnelly in der Zeit zwischen 1914 und 1930 begleitet. Es geht nach Frankreich und Russland, nach Spanien und Deutschland – man erlebt die Kriegszeit aber auch die Zeit des Aufbaus und die goldenen 20er Jahre. Ein packendes Familiendrama mit tollen Charakteren, das ganze wunderbar erzählt, mitreißend und spannend. 

Sturmzeit-Trilogie
1. Sturmzeit
2. Wilde Lupinen
3. Die Stunde der Erben


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