Ricarda Martin - Insel der verlorenen Liebe
Verlag: Knaur-Verlag
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © John Short/Design Pics/Corbis
ISBN-13: 978-3-426-50707-0
Seiten: 619 Seiten
Erschienen: 4. Oktober 2010
Zum Inhalt
St. Kilda, 1860. Die kleine Mairi wächst behütet auf der schottischen Insel St. Kilda auf. Das Leben ist hart, denn die Inselbewohner versorgen sich selber und sind unabhängig vom Festland. Doch das Leben auf der Insel ändert sich, als Adrian als einzig Überlebender eines in Schiffnot geratenen Bootes an den Strand gespült wird. Mairi und ihre Mutter kümmern sich um den Verletzten und aus dem Fremden wird bald ein Freund. Doch dann geschieht ein Unglück und nichts ist mehr, wie es einmal war – Mairi muss die Insel verlassen und wir nach Edinburgh geschickt. Doch leicht ist es nicht für sie in dieser ihr fremden und ganz anderen Welt …
Meine Meinung
Ein schöner Schmöker für zwischendurch, der mich in die Mitte des 19. Jahrhunderts in eine ungewöhnliche Kulisse entführt hat – nach Schottland und ganz speziell nach St. Kilda, eine kleine Insel vor der schottischen Küste, in der die Zeit stehengeblieben scheint und die Menschen fernab der Zivilisation ihr Leben führen.
Dort beginnt die Geschichte und durch die eindrücklichen Beschreibungen der Insel, ihrer Bewohner und des Inselalltags hatte ich das Inselleben direkt vor Augen. Es ist sicherlich kein einfaches Leben gewesen, täglich gilt der Kampf ums Überleben, der vor allem aus der Beschaffung von Nahrung besteht, schön dabei ist aber die Gemeinschaft, in der alle gleich sind und sich jeder für den anderen einsetzt. Dort wächst die kleine Màiri auf, ein wirklich sympathisches Mädchen, das ich sofort ins Herz geschlossen habe. Es passiert jedoch etwas Schreckliches, so dass sie die Insel verlassen muss und zu einer gesellschaftlich zwar hochgestellten, aber völlig fremden Familie nach Edinburgh gelangt.
Die weitere Geschichte spielt dann hier in Edinburgh, in Teilen aber auch in Paris und Rom. Mairi, die sich nun Marianne nennt, wächst heran und geht ihren eigenen Weg – fernab der damals gültigen Normen. Ich mochte Marianne auch weiterhin und habe sie gerne begleitet. Sie ist selbstbewusst und trotz der schwierigen Umstände hört sie auf ihr Herz und ihren Bauch, sie übernimmt Verantwortung für sich und ihr Leben und läßt sich nicht in gesellschaftliche Normen zwängen. Und das war zu der damaligen Zeit sicher nicht immer einfach. Aber auch die anderen Charaktere waren gut gezeichnet, gerade Mariannes Freundin Julia fand ich klasse. Sie hat eine Galerie und führt Marianne, die selber Bilder malt, in die Künstlerszene ein und stellt ihre Bilder aus. Man lernt viele verschiedene Menschen kennen, die sich alle nicht um die gültigen Konventionen kümmerten, daran wächst auch Mariannes Charakter und sie wird Teil dieser kleinen eigenen Welt.
Doch es geht nicht nur um die Kunst und die von Marianne gemalten Bilder, auch die Liebe kommt in dem Roman nicht zu kurz. Schon als Kind hatte Marianne eine besondere Beziehung zu Alexander, ihrem „Stiefbruder“, der sie im Gegensatz zu den anderen Kindern der Familie immer ernst genommen und nicht nur geärgert hat. Obwohl sich Marianne gegen diese Schwärmerei wehrt, kann sie Alexander nicht vergessen – obwohl sie doch weiß, dass eine Heirat nicht möglich ist. Und dennoch – ihr Herz schlägt weiter für den attraktiven Mann, da kann sie auch die eine oder andere Männerbekanntschaft nicht von heilen.
Das Buch liest sich sehr flüssig, hat einen einfachen, angenehmen Schreibstil, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Dennoch konnte mich die Geschichte zu Anfang nicht so fesseln, auch wenn die Beschreibungen der Insel St. Kilda wirklich toll waren, ich die Landschaft vor Augen hatte und ich mir das Inselleben genau vorstellen konnte. Doch es passierte einfach zu wenig. Das ändert sich dann aber, als Mairi die Insel verlässt und als Marianne in Edinburgh aufwächst. Hier wird die Geschichte für mich weitaus interessanter und das Lesen hat mehr Spaß gemacht. Das letzte Drittel des Buches ist dann sehr spannend, denn die Vergangenheit holt Marianne ein und ich habe mit ihr gefiebert, dass sie nicht verraten wird und sich doch noch alles zum Guten wendet. Vielleicht ist die Geschichte ab der Mitte des Buches etwas vorhersehbar, aber das konnte ich gut verschmerzen, auch die doch sehr übermäßig aufgetretenen Zufälle, ohne die die Geschichte nicht so hätte verlaufen können. Da ich mich aber gut unterhalten fühlte, finde ich diese beiden Kritikpunkte nicht so schwerwiegend.
Mein Fazit
Ein schöner Schmöker, der sich angenehm lesen lässt und mich nach Schottland in die Mitte des 19. Jahrhunderts entführt hat. Eine schöne Geschichte über eine junge Frau, die sich trotz widriger Umstände im Leben durchbeißt, eine Mischung aus historischem Roman und Liebesgeschichte. Nach einem etwas zähen Einstieg wird die Geschichte dann auch spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Zwar ist das Geschehen etwas vorhersehbar, dennoch bin ich gut unterhalten worden und hatte angenehme Lesestunden. Wer also dicke Bücher nicht scheut und Familiengeschichten mag, dem kann ich dieses Buch empfehlen.
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