Jenni Fagan - Das Mädchen mit dem Haifischherz
Verlag: Kunstmann-Verlag
Umschlaggestaltung: Heidi Sorg & Christof Leistl, München
Coverillustration: Valerie Vargas, London
ISBN-13: 978-3-8889-7925-5
Seiten: 333 Seiten
Erschienen: 12. März 2014
Zum Inhalt
Die 15jährige Anais sitzt blutverschmiert im Polizeiwagen und ist auf dem Weg ins Panoptikum, einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche. Nicht das erste Heim für Anais, doch diesmal sind die Vorwürfe besonders pikant – sie soll eine Polizistin ins Koma geprügelt haben, doch sie selbst kann sich an nichts erinnern. Im Panoptikum ist sie zunächst skeptisch – warum sollte es hier anders sein als in all den anderen Anstalten - doch zum ersten Mal lernt sie Unterstützung kennen, die Mitbewohner werden so etwas wie Freunde und die ganze Anstalt so etwas wie eine kleine Familie.
Meine Meinung
Es ist kein Buch, das einfach nur unterhält und nebenbei gelesen werden kann, sondern eines, das nachdenklich stimmt und einen mit einem bedrückenden Gefühl zurücklässt. Das Cover ist sehr bunt gestaltet und hat mich angesprochen, eben weil es anders ist, frech und provokant. Ein junges Mädchen ist zu sehen, umgeben von Dingen, die ihr Leben und ihre Träume bestimmen – Lippenstift, Eiffelturm, Blumen, Pillen, aber auch Blut. Der Klappentext verrät schon mehr und verspricht eine ungewöhnliche Geschichte.
Und das war sie auch. Aus Sicht der 15jährigen Anais bekomme ich Einblick in ihr Leben, ihre Vergangenheit und auch in ihre Gedanken und Träume. In ihrem kurzen Leben hat sie schon viel Schreckliches erlebt und ist dabei immer tiefer in einen Sumpf aus Gewalt, Drogen und Prostitution geraten.
Manchmal ist es mir schwer gefallen, den Gedanken Anais‘ zu folgen, das liegt vor allem daran, dass sie eigentlich ständig auf Droge ist und manchmal schwer zu trennen war, was ist nun Traum und was Realität. Auch Anais als Protagonistin hat es mir nicht leicht gemacht – sicherlich keine Figur, in die ich mich hineinversetzen kann, zwar nicht unsympathisch, aber anstrengend, verkorkst und mir zu abgedreht. Und auch wenn ich ihre Geschichte und ihr Erlebtes schrecklich finde, lässt es mich doch irgendwie kalt – richtig berührt hat mich das Buch leider nicht.
Vielleicht liegt das aber auch an dem doch sehr gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Kurze Sätze, oft abgehackt, die Wortwahl sehr obszön, direkt und gnadenlos – sicherlich sollen dadurch die furchtbaren Lebensumstände Anais‘ verstärkt und aufgezeigt werden, das Lesen hat es aber nicht erleichtert – ganz im Gegenteil. Ich war eher abgeschreckt und habe keine richtige Leselust verspürt.
Wirklich gut gefallen hat mir, wie sich die Beziehungen der verschiedenen Jugendlichen untereinander entwickeln. Waren sie zunächst sehr skeptisch und feindselig Anais gegenüber, entwickeln sich Freundschaften und sie werden fast schon sowas wie eine Familie. Auch die Position der Betreuer fand ich gut, ihre Beständigkeit, das Nicht-Aufgeben-Wollen und Sich-Einsetzen für die Schützlinge ist schon beachtlich – sicherlich kein leichter Job.
Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen – zu abrupt und für mich auch nicht glaubwürdig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich auf das Buch nicht richtig einlassen konnte.
Mein Fazit
„Das Mädchen mit dem Haifischherz“ ist kein Buch für Zwischendurch, keines, das Spaß oder kurzweilige Unterhaltung bietet. Schon der Schreibstil ist ungewöhnlich, provokant und gewöhnungsbedürftig. Dieser unterstreicht aber nur die schwierigen Umstände, unter denen die Protagonistin Anais aufwächst. Wer also vor Themen wie Drogenmissbrauch, Gewalt oder Prostitution nicht zurückschreckt, dem könnte dieses Buch gefallen – mich hat die Geschichte leider nicht berührt. Ich kann dem Buch daher leider nur sehr knappe 3 Sterne vergeben.
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