Noam Shpancer - Der gute Psychologe
Verlag: Knaus-Verlag
Umschlaggestaltung: bürosüd°, München
Umschlagabbildung: Mann: © Ronya Galka/trevillion; Frau: © Veronica Gradinariu/trevillion
ISBN-13: 978-3-8135-0399-9
Seiten: 287 Seiten
Erschienen: 12. September 2011
Buchrückentext
„Er ist Psychologe, sein Spezialgebiet die Angst. Am Tag praktiziert er, am Abend erklärt er Studenten, was eine gute Therapie ausmacht. Als er wenig begeistert eine Nachtclubtänzerin mit Auftrittsphobie als Klientin annimmt, ahnt er nicht, wie sehr deren Probleme und Geheimnisse auf sein eigenes Leben abstrahlen werden.“
Meine Meinung
Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten, denn es lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich hatte mich sehr auf die Lektüre gefreut, nachdem mir „Der glücklose“ Therapeut sehr gut gefallen hatte. Doch diesmal fehlt mir einfach der rote Faden – ich fühle mich rein geschmissen in eine Geschichte, die einfach irgendwo anfängt und wieder aufhört, aber keinen wirklichen Anfang oder gar ein Ende hat.
Eigentlich sind es drei Erzählstränge, die nebeneinander laufen. Ein Teil handelt von der „Vier-Uhr-Klientin“, eine junge Frau mit einer Angststörung, die sich beim namenlosen Ich-Erzähler zur Therapie vorstellt. Hier merkt man biographische Züge des Autors, der Einblick gibt in die verschiedenen Therapiestunden, wie sie aufgebaut sind und was sie machen – sowohl mit der Klientin als auch dem Therapeuten.
Der zweite Erzählstrang ist der Therapeut selber, seine Beziehung zu Nina, die er immer wieder kontaktiert, um vordergründig über seine Klientin zu sprechen, eigentlich aber eine unglückliche und einseitige Liebesbeziehung darstellt, von der sich der Therapeut weit mehr verspricht als er kriegen kann.
Und zuletzt bekommt man auch noch Einblicke in den Studentenunterricht, den der Therapeut abends hält. Diese Abschnitte fand ich zwar interessant, da sie Einblicke in die (für mich) Tiefen der Psychologie und die Möglichkeiten des therapeutischen Gesprächs gibt, aber auch sehr anstrengend zu lesen, da ich mich zum Teil wirklich sehr konzentrieren musste, um den Gedanken zu folgen – also nichts, um mal „entspannt drüber zu lesen“.
Als Buch über die Einblicke in die Arbeit eines Therapeuten hätte es mir wahrscheinlich gut gefallen, als Roman dagegen funktioniert dieses Buch aus meiner Sicht nicht. Dafür waren mir einzelne Passagen zu langatmig und zu wenig unterhaltsam. Dabei liest sich das Buch eigentlich angenehm, der Schreibstil ist trotz der vielen Gedankengänge angenehm zu lesen, manches Mal nur mochte ich die vielen Dialoge nicht, die mir immer wie Schlagabtäusche vorkamen – ein Hin und Her von Fragen und Antworten – von Ideen und Gedanken. Das war mir einfach manchmal zu viel und überfrachtet.
Die Figuren des Romans sind mir alle etwas fremd geblieben, nicht weil sie flach gestaltet waren, ganz im Gegenteil. Eher fehlte mir die Herzlichkeit bei den Figuren, die Lebenslust, irgendetwas, was ich als liebenswert empfand. Der Therapeut ist zwar interessant und hat auch vieles mitzuteilen, aber irgendwie sehe ich ihn halt nur in seiner Funktion als Therapeuten oder Psychologen, aber leider nicht als Menschen. Schade. Nur der Student Eric war klasse – er hat eine zwar schnoddrige, aber ehrliche Art und sagt, was er denkt. Er hat etwas Bodenständiges, was mir sehr gut gefallen hat.
Positiv möchte ich aber noch erwähnen, dass ich beim Lesen wirklich etwas gelernt habe. Mit Angststörungen habe ich mich zuvor nicht beschäftigt, drum war dieser Einblick in das Wesen der Störung sehr interessant und aufschlussreich. Auch wie sich eine Therapie gestaltet, wie sie abläuft und was sie mit dem Klienten (und auch Therapeuten) macht, fand ich sehr interessant und nehme dies als positive Essenz aus der Lektüre des Buches.
Mein Fazit
Für Psychologie-interessierte Laien ist dieses Buch sicherlich interessant, denn man lernt einiges über Angststörungen, die Welt der Psychologie und den Ablauf einer Therapie – als Roman jedoch hat dieses Buch für mich leider nicht funktioniert – zu langatmig, ohne rechten roten Faden und für mich eher konstruiert. Mit ein bisschen weniger Theorie und einer etwas packenderen Story hätte mir das Buch deutlich besser gefallen, so vergebe ich leider nur 3 Sterne.
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