18. November 2013

[Rezension] Rebecca Gablé - "Das Haupt der Welt"

Rebecca Gablé - Das Haupt der Welt
Historischer Roman

Verlag:  Luebbe-Verlag
Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München
Umschlagabbildung: © Johannes Wiebel | punchdesign unter Verwendung von Motiven von akg images und shutterstock.com
ISBN-13: 978-3-431-03883-5
Seiten:  861 Seiten
Erschienen: 4. Oktober 2013

Buchrückentext
„Brandenburg 929: Beim blutigen Sturm durch das deutsche Heer unter König Heinrich I. wird der slawische Fürstensohn Tugomir gefangen genommen. Er und seine Schwester werden nach Magdeburg verschleppt, und bald schon macht sich Tugomir einen Namen als Heiler. Er rettet Heinrichs Sohn Otto das Leben und wird dessen Leibarzt und Lehrer seiner Söhne. Doch noch immer ist er Geisel und Gefangener zwischen zwei Welten. Als sich nach Ottos Krönung die Widersacher formieren, um den König zu stürzen, wendet er sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an Tugomir, den Mann, der Freund und Feind zugleich ist ...“

Meine Meinung
Die Geschichte spielt im frühen Mittelalter, zur Zeit der Ottonen in Deutschland und selten hat mir deutsche Geschichte so viel Spaß gemacht wie beim Lesen dieses Buches! Geschickt verwebt Rebecca Gable Wahrheit und Fiktion miteinander und man merkt beim Lesen gar nicht, wer der vielen Personen nun tatsächlich gelebt hat und wer nicht. Hilfreich ist hier das vorangestellte Personenverzeichnis. Doch die einzelnen Figuren werden so geschickt in die Geschichte eingeführt, dass ich kaum jemanden nachschlagen musste. Im Nachwort erklärt Rebecca Gablé dann noch Einiges über die Geschichte, die Quellen und eben die Verknüpfung von Dichtung und Wahrheit und rundet durch diese Erklärungen den Roman ab.

Die Geschichte beginnt spannend mit der Eroberung der Brandenburg im Jahre 929 und sofort war ich in dem Geschehen gefangen. Schon früh lernt man die Protagonisten kennen, die alle sehr ausgefeilt sind und daher wirklich authentisch rüberkommen. Tugomir hat mir als Hauptfigur sehr gefallen – sein Schicksal ist hart und seine Geschichte tragisch. Sein Hadern mit der Situation, zum Einen als Gefangener und Geisel bei Otto zu leben, zum Anderen aber der Lehrer Ottos Kinder und der Leibarzt zu sein und letztlich auch noch ein freundschaftliches Verhältnis zu Otto zu haben, kann man wirklich spüren und nachvollziehen. Tugomir ist sehr stolz und steht zu seinem Volk, das einen ganz anderen Glauben verfolgt, und bringt sich damit oft selbst in missliche Situationen. Aber auch seine Schwester Dragomira mochte ich sehr gerne. Sie versteht es, Situationen, die sie nicht ändern kann, zu meistern und sich mit dem Schicksal, dass sie als gegeben sieht, zu arrangieren. Und dennoch ist sie keine, die klein beigibt, sondern weiß, wie sie sich einbringen muss, um zu erreichen, was sie will. Auch Otto war als Figur wirklich beeindruckend und manches Mal mochte ich nicht mit ihm tauschen. Immer neue Probleme, die es zu bewältigen gab und die gelöst werden wollten, und nicht immer waren die Entscheidungen leicht zu treffen, insbesondere wenn es um Streitereien und Missgunst innerhalb der Familie ging. Es tauchen noch viele andere Charaktere auf, von denen mir insbesondere Thankmar echt ans Herz gewachsen ist. Er hatte für mich – trotz der brutalen Zeiten – ein großes Herz und ihn als Freund zu sehen, empfand ich als große Bereicherung.

Alle Charaktere entwickeln sich im Buch und gerade das hat mir Spaß gemacht, die Veränderungen waren schlüssig und glaubhaft, auch wenn sie manches Mal wirklich einen großen Schwenk in der Persönlichkeit ausmachten.

Aufgebaut ist das Buch in drei großen Abschnitten, jeder beginnt mit einer tollen Illustration, die einstimmt auf das, was geschehen wird. Ich fand die ersten zwei Kapitel sehr spannend und habe sie auch zügig durchgelesen. Dazu trägt sicherlich auch der tolle Schreibstil bei, der auf der einen Seite leicht und flüssig zu lesen ist, auf der anderen Seite aber auch gut zum Mittelalter passt und nicht zu modern herkommt. Er ist spannend und mitreißend und liefert dennoch auch viele Beschreibungen, dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Den dritten Teil fand ich leider an einigen Stellen etwas langatmig und hier musste ich mich manchmal zwingen, weiterzulesen, bis mich das Ende dann wieder völlig in seinen Bann zog. So konnte ich auch diese Längen im dritten Kapitel verschmerzen. 

Was mir am Buch nicht so gut gefallen hat und das ist es auch, was zum Stern-Abzug führt, dass ich beim Lesen nicht wirklich erkennen konnte, wohin die Geschichte läuft, was das Ende ist oder wie sich der Kreis schließt. Und genau so habe den Schluss dann auch empfunden – er war einfach da und das Buch damit zu Ende. Vielleicht bedeutet es aber auch, dass die Geschichte weitergeht und man sich auf einen Folgeband freuen kann.

Insgesamt fand ich den Schmöker um König Otto im frühen Mittelalter in Deutschland wirklich super. Ich fand spannende Unterhaltung vereint mit deutscher Geschichte, sympathische und authentische Charaktere sowie einen tollen Schreibstil, der fesselt und angenehm zu lesen ist.  Wer gut recherchierte historische Romane mag und auch einen dicken Wälzer nicht scheut, wird sicherlich auch Spaß an diesem Schmöker haben!

Das kostenlose Leseexemplar wurde mir vom Luebbe-Verlag sowie von Blogg dein Buch zur Verfügung gestellt - vielen Dank dafür!

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