14. August 2013

[Rezension] Liz Trenow - "Das Kastanienhaus"

Liz Trenow - Das Kastanienhaus
Familiengeschichte, historischer Roman

Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: bürosüd°, München
Umschlagabbildung: Getty Images/Stone/Michael Busselle und bürosüd°, München
ISBN-13: 978-3442381180
Seiten: 448 Seiten
Erschienen: 15. Juli 2013

Buchrückentext
„England 1938: Lily Verner ist jung, lebenslustig und will etwas von der Welt sehen, doch der heraufziehende Zweite Weltkrieg macht ihre Reisepläne zunichte. Stattdessen arbeitet sie in der väterlichen Seidenweberei. Dort verliebt Lily sich in den deutschen Flüchtling Stephan – eine unmögliche Liebe in Kriegszeiten. Stephan wird des Landes verwiesen, und Lily bleibt nur die drückende Verantwortung für die Produktion der kriegswichtigen Fallschirmseide, die seit dem Tod des Vaters allein auf ihren Schultern lastet. Eine Verantwortung, die zu einem fatalen Fehler führt, der Lilys Leben für immer verändern wird …“

Meine Meinung
Das Buch ist einfach toll! Zunächst war ich mir nicht sicher, ob mir die Geschichte gefallen wird, doch schon nach wenigen Seiten war ich eines besseren belehrt. Ich bin wirklich eingesunken in das Thema, war fasziniert von der Geschichte und konnte mich dem Sog nicht entziehen.

Dazu hat sicherlich der sehr angenehme Schreibstil beigetragen, der sich einfach und flüssig lesen lässt. Dabei sind die Beschreibungen der Landschaften, der Umgebung und auch der Charaktere gerade so, dass ich mir alles gut vorstellen konnte, es aber nicht langatmig wurde. 

Das Buch ist in 24 Kapitel gegliedert, vor jedem Kapitel ist ein Zitat aus dem fiktiven Buch „Die Geschichte der Seide“ – dadurch wird man immer wieder eingestimmt auf das Thema Seidenproduktion. Die eigentlichen Kapitel sind von angenehmer Länge, so dass man wirklich in die Geschichte rund um die Ich-Erzählerin Lily eintauchen kann. Es ist kein eigentlicher Roman auf zwei Zeitebenen, vielmehr wandert Lily in Gedanken in die Vergangenheit zurück – während Anfang und Ende des Romans also in der Jetztzeit spielen, ist der größte Teil der Geschichte in England zwischen 1938 und 1945 angesiedelt. 

Das Buch ist sehr dicht erzählt und verschiedene Bereiche werden behandelt. Es ist nicht einfach nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein Roman über ein Familienunternehmen, in dem Seide produziert wird und das sich in Kriegszeiten über Wasser hält, in dem es die für die Fallschirmproduktion notwendige Seide herstellt. Dabei erfährt man in angenehmer Art vieles über den Wertstoff, die Probleme, die sich durch den Krieg ergeben und wie wichtig der Familienzusammenhalt gerade auch in schweren Zeiten ist. Das angepriesene Geheimnis um Lily habe ich als nicht so großartig empfunden, zumal es auch noch leicht zu durchschauen war, aber das hat dem Lesegenuss in keinster Weise einen Abbruch getan.

Die Charaktere sind alle wunderbar gezeichnet. Jede Figur hat Ecken und Kanten, ist nicht nur einfach „Gut“ oder „Böse“ und wirkt dadurch sehr authentisch. Gerade die Protagonistin Lily ist mir sehr ans Herz gewachsen. Zu Beginn als ältere Dame macht sie einen sehr souveränen Eindruck. In ihrem Rückblick dann tritt sie zunächst als vorwitziger und resoluter Teenager auf, entwickelt sich dann aber im Lauf der Geschichte zu einer bedachten und verantwortungsvollen Frau. Sie ist geschickt im Umgang mit Menschen, nicht nur geschäftlich sondern auch im privaten Umfeld, dabei voller Gefühl und Emotion. Sie ist eine Frau, die trotz der harten und entbehrungsreichen Kriegsjahre ihren Weg geht, nicht immer läuft alles glatt und auch sie muss sich immer wieder aufrappeln. Doch gerade diese Höhen und Tiefen machen sie sympathisch und lassen sie „echt“ erscheinen.

Ich mochte aber auch die anderen Charaktere, die so gut gezeichnet waren, dass ich sie mir vorstellen konnte und ich das Gefühl hatte, Teil der Geschichte zu sein: Die beste Freundin Vera, die gemeinsam mit Lily den Krieg übersteht, der Flüchtling Stephan, der nichts unversucht lässt, seine Familie zu rächen, dabei aber einen hohen Preis bezahlt. Selbst Gwen, die eher distanzierte Mitarbeiterin in der Fabrik, gewinnt im Lauf des Buches mein Herz – allen voran aber Lilys Vater, der mir sehr imponiert hat und mir als charismatischer Mann in Erinnerung bleibt.

Ich fürchte, ich kann meine Begeisterung für dieses Buch gar nicht in Worte fassen, aber mich hat „Das Kastanienhaus“ gepackt und mitgerissen, mich auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitgenommen. Wer Familiengeschichten mag und gerne abtaucht in andere Zeiten, dem wird dieses Buch sicher genauso gut gefallen wie mir!


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