12. Juni 2013

[Rezension] Stefanie Heindorf / Kathrin Lange - "Bruderliebe"

Stefanie Heindorf / Kathrin Lange - Bruderliebe
Historischer Roman

Verlag: Dryas-Verlag
Umschlaggestaltung: Guter Punkt | Agentur für Gestaltung, München
Umschlagabbildung: © Burg: Hotel Burg Trendelburg, © Frau: naumalex / shutterstock, © Spiegel: Bruno Passigatti / shutterstock
Seiten: 316 Seiten
Erschienen: Februar 2013

Buchrückentext
„Gegen den Willen ihrer Stiefmutter Henriette verlieben sich die behütete Theresia aus adligem Hause und der bürgerliche Sebastian ineinander. Doch Theresias und Sebastians Vergangenheit verbindet ein dunkles Geheimnis. Als es ans Licht kommt, wendet sich Sebastian von Theresia ab. Keiner der Beiden ahnt, dass sie Opfer einer Intrige sind. Denn nicht nur Henriette setzt alles daran, sie auseinanderzubringen …“

Meine Meinung
Norddeutschland, Anfang des 19. Jahrhunderts: Theresia wächst wohlbehütet im Kreis ihrer Familie auf. Doch langsam wird die 19Jährige neugierig auf die Menschen und das Leben, und ihr großes Debüt wird geplant: ein Maiball. Theresia verliebt sich in den Sohn eines reichen Bürgers – doch ihre Stiefmutter Henriette ist gegen die Verbindung, hat sie doch selber schreckliche Erfahrungen gemacht, und schließt Theresia in einem kleinen Turm ein. Doch ihre Zofe und einen Freund der Familie helfen Theresia, Kontakt zu dem geliebten Sebastian aufzunehmen. Als die Stiefmutter davon erfährt, ist sie erbost und scheut keine Intrige, diese Verbindung zu zerstören …
Ein historischer Roman mit märchenhaften Elementen – das hat mich neugierig gemacht. Jedoch darf man sich nicht eine Neuerzählung des Märchens „Rapunzel“ vorstellen, vielmehr ist „Bruderliebe“ eine eigenständige Geschichte, die einen aber immer wieder an das Grimmsche Märchen erinnert. Dass die ganze Geschichte auf der Trendelburg in Nordhessen spielt, auch bekannt als „Rapunzelburg“, lässt natürlich noch mehr an das Märchen denken. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus „Rapunzel“ und gibt einen Vorgeschmack auf das, was im Kapitel geschehen wird.

Die Geschichte um Theresia beginnt ruhig und erst in der zweiten Hälfte des Buches wird es richtig spannend – so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Der Schreibstil ist einfach und leicht verständlich, lediglich die Gespräche zwischen den Charakteren erinnern daran, dass die Geschichte im frühen 19. Jahrhundert spielt - wer siezt heutzutage noch seine Eltern und bittet um Erlaubnis, im Garten spazieren zu dürfen? Doch das ist nicht weiter störend und passt zu dem Roman.

Die Charaktere sind allemal gut gezeichnet, dass typische Klischees verwendet werden, unterstreicht noch die Idee des neu interpretierten Märchens: die naive, liebenswerte Tochter, der immer noch trauernde Vater, die bösartige Stiefmutter und nicht zuletzt zwei Brüder, die gegensätzlicher nicht sein können.

Die junge, adlige Theresia ist liebenswert, aber sehr naiv, und oft hatte ich Mitleid mit dem armen Mädchen. Ich hätte sie gerne gerüttelt und geschüttelt, dass sie sich gegen ihre Stiefmutter wehrt, zum Glück jedoch hat sie ihre Zofe Marie und Clemens, einen Freund der Familie, die ihr helfen und ihr beistehen. Die Liaison zu Sebastian, der mir sofort ans Herz gewachsen ist mit seiner sympathischen und besorgten Art, ist rührend, und die beiden geben ein tragisches, aber schönes Liebespaar ab. 

Die Stiefmutter Henrietta ist schon zu Anfang undurchsichtig und im Laufe der Geschichte erfährt man von ihrem Schicksal und warum sie so handelt, wie sie es tut. Sie ist wirklich der Inbegriff von gemein und böse und hat mich gerade in der zweiten Hälfte des Buches mit ihren Intrigen rasend gemacht hat. Dass da natürlich auch Ludwig, der hinterlistige und brutale Bruder Sebastians eine Rolle spielt, ist eigentlich klar. Denn die beiden scheinen aus einem Holz geschnitzt.

Was mir nicht gefallen hat sind die zum Teil sehr brutalen Szenen und die ausführliche Beschreibung erniedrigender Situationen. Mir ist schon klar, dass das in dieser Zeit durchaus so üblich war, dennoch hat es mich beim Lesen gestört und hätte nach meiner Meinung in dieser Eindringlichkeit nicht sein müssen.

Nach einem etwas schleppenden Beginn hat mich der Roman dann doch noch gut unterhalten, gerade die zweite Hälfte war wirklich spannend. Das Märchen „Rapunzel“ wird in einem neuen Gewand erzählt, und so ist mit „Bruderliebe“ ein düsterer, spannender, historischer Roman entstanden.

Das kostenlose Leseexemplar wurde mir vom Dryas-Verlag sowie von Blogg dein Buch zur Verfügung gestellt - vielen Dank dafür!

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