Kristin Harmel - Solange am Himmel Sterne stehen
Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: bürosüd, München
Seiten: 479 Seiten
Erschienen: 15. April 2013
Buchrückentext
„Rose McKenna liebt den Abend. Wenn am Himmel über Cape Cod die ersten Sterne sichtbar werden, erinnert sie sich – an die Menschen, die sie liebte und verlor, und von denen sie nie jemandem erzählte. Doch Rose weiß, dass es bald zu spät sein wird, denn sie hat Alzheimer. Bald wird niemand mehr an das junge Paar denken, das sich einst die Liebe versprach … 1942 in Paris. Als sie ihre Enkelin Hope bittet, nach Frankreich zu reisen, ahnt diese nichts von der herzzerreißenden Geschichte, die sie dort entdecken wird – von Hoffnung, Schmerz und einer alles überwindenden Liebe …“
Meine Meinung
Ein wunderschöner Familienroman mit interessanten Figuren und einer Kulisse, die nachdenklich macht – ein Buch zum Mitfühlen und Mitleben.
Die 36jährige Hope hat es gerade nicht leicht im Leben: frisch geschieden lebt sie mit ihrer 12jährigen Tochter Anni in einem kleinen amerikanischen Ferienort. Doch Anni macht ihr viele Vorwürfe und steckt mitten in der Pubertät. Zu allem Überfluss droht der Bäckerei, die sie aus Familientradition weiterführt, der finanzielle Ruin. Ihre Großmutter Mamie leidet an Alzheimer, und täglich scheint sie mehr das Gedächtnis zu verlieren. Doch eines Abends hat sie eine klare Phase und fragt ihre Enkelin, ob sie mit ihr an den Strand fährt. Dort gibt Rose ihr eine Liste mit französischen Namen und der Bitte, nach Paris zu reisen. Während der aufregenden Reise lernt Hope nicht nur viele interessante Menschen kennen, nein - auch ihre eigene Familie erscheint in einem völlig neuen Licht. Und letztlich scheint sich alles zu einem Kreis zu schließen …
Ein wunderschönes Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte und in einem Rutsch gelesen habe. Der Sprachstil ist dabei einfach und angenehm zu lesen, die Kapitel sind so gestaltet, dass man neugierig wird, wie es weitergeht.
Ich liebe Familiengeschichten, in denen man in andere Zeiten und Welten reist, diesmal geht es nach Paris zur Zeit des 2. Weltkrieges. Auch wenn ich schon viel über diese Zeit gelesen habe, war ich diese Mal doch sehr gefangen und berührt. Einiges war neu für mich – klar, die Judenverfolgung hat auch vor Paris nicht Halt gemacht, doch was für Bewegungen existiert haben, dass auch Menschen anderer Religionen geholfen haben und Menschen retten konnten, war mir in dieser Ausführlichkeit nicht bewusst.
Ein zweiter wichtiger Handlungsstrang, der mir sehr gut gefallen hat, ist die Art und Weise, mit der die Alzheimer-Erkrankung der Großmutter behandelt wird. Zwar immer noch im Leben stehend weiß Rose, dass sie immer mehr das Gedächtnis verliert, und dennoch versucht sie, die Fassade zu wahren. Dabei ist ihre Zerrissenheit wirklich gut herübergekommen, und die Großmutter hat mir sehr leid getan. Immer wieder und zunehmend kommen Rose Erinnerungen aus der Vergangenheit, die in Rückblenden erzählt werden und die Geschichte abrunden.
Die Charaktere sind alle gut herausgearbeitet und so gut beschrieben, dass ich sie nahezu vor Augen hatte. Dabei ist mir Hope zwar sympathisch, aber manchmal mochte ich sie schütteln, dass sie ständig meint, keine Hilfe zu brauchen und zu stolz ist, sie anzunehmen. Sie entwickelt sich zwar im Laufe der Geschichte, aber auch noch gegen Ende musste ich manches Mal den Kopf schütteln, dass sie nicht erkennt, wer ihre Freunde sind und dass sie sich so schwer tut, ihr Herz zu öffnen.
Ihre Tochter Anni kommt zwar anfangs als nervige, pubertierende Göre rüber, ist im Lauf des Romans aber oft der Motor, der die Geschichte antreibt. So jung sie ist, glaubt sie an sich und ist dabei manches Mal ihrer Mutter voraus. Für Rose, die Großmutter, habe ich viele Sympathien, außerdem großen Respekt, wie sie ihr Leben und ihr Schicksal gemeistert hat. Gerade auch ihre Beschreibungen, wie sie die Krankheit bemerkt und versucht, damit umzugehen, haben mir sehr gefallen.
Ein paar Worte noch zur Aufmachung des Buches: das Cover hat mich nicht so angesprochen, vermittelt es doch eher das Gefühl einer seichten Liebesgeschichte. Die Oberfläche des broschierten Buches jedoch ist anders: mit einer feinen Linien-Prägung, die das Anfassen angenehm macht und einen interessante Einband bietet.
Im Buch sind immer wieder eingestreut alte Rezepte von Backwaren, die Hope in ihrer kleinen Bäckerei herstellt. Ich habe noch keines nachgebacken, aber sie klingen lecker und sind ein nettes „Addon“.
Insgesamt ein tolles Buch, das ich jedem, der Familiengeschichten mag, sofort empfehlen würde. Ein Buch über das Leben und Sterben, vom Suchen und Finden und von der Hoffnung, die man nie aufgeben sollte!
Das kostenlose Leseexemplar wurde mir vom Blanvalet-Verlag sowie von Blogg dein Buch zur Verfügung gestellt - vielen Dank dafür.
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