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[Rezension] Lisa Ballentyne - "Der Schuldige"

Lisa Ballentyne - Der Schuldige
Gegenwartsliteratur

Verlag: btb-Verlag
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagabbildung: © plainpicture /Robert Harding; Shutterstock /Olivier Le Queinec; Shutterstock /Honza Krej; Shutterstock /Pakhnyushchy
ISBN 13: 978-3-442-71300-4
Seiten: 480 Seiten
Erschienen: 9. November 2015
Originaltitel: „The Guilty One“
Übersetzer: Benjamin Schwarz

Zum Inhalt 
„Daniel Hunter hat sich in London als Anwalt einen Namen gemacht. Als er die Verteidigung des elfjährigen Sebastian übernimmt, sieht es nicht gut aus für den Jungen. Er ist des brutalen Mordes an einem jüngeren Spielkameraden angeklagt, doch Sebastian beteuert seine Unschuld. Und Daniel glaubt ihm. Denn das Gefühl, am Abgrund zu stehen, kennt Daniel aus seiner eigenen Kindheit: Nur dank seiner Pflegemutter Minnie ist er nicht auf die schiefe Bahn geraten. Als er von Minnies Tod erfährt, holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Je mehr Daniel vor Gericht für Sebastian kämpft, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen damals und heute, zwischen Schuld und Unschuld.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich bin ohne große Erwartungen an dieses Buch herangegangen, aber schon nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass es mich packen wird – und genau so ist es auch gekommen.

Das Buch speilt auf zwei Zeitebenen, die mich beide gleichermaßen fesseln konnte. In der Gegenwart geht es um den Prozess gegen den 11-jährigten Sebastian, der seinen Freund und Spielkameraden erschlagen haben soll. Anwaltlich vertreten wird er von Daniel Hunter, der in dem kleinen Sebastian immer wieder sich selber sieht – in Rückblicken erfährt man dann von seiner nicht immer leichten Kindheit und Jugend Daniels und lernt den erfolgreichen Anwalt von einer ganz anderen Seite kennen.

Obwohl zunächst gar nicht viel passiert, bin ich doch richtiggehend in die Geschichte hineingesogen worden. Das lag sicherlich auch am Schreibstill, den ich unglaublich dicht und atmosphärisch empfunden habe, der dabei aber angenehm und leicht zu lesen blieb. Außerdem haben mir die Charaktere von Anfang an gefallen. Der kleine Sebastian wirkt manchmal wie ein kleiner Junge, der kein Wässerchen trüben kann, so dass man Mitleid mit ihm hatte, dann aber zeigte er sich auch von anderer Seite, nämlich altklug und sehr merkwürdig – aus ihm bin ich überhaupt nicht schlau geworden, eben weil er so unterschiedlich war, und das hat seine Figur sehr interessant gemacht. Daniel Hunter habe ich gleich zu Beginn in mein Herz geschlossen -  er wirkt als Anwalt sehr souverän, ist dabei trotzdem einfühlsam und weiß mit Kindern umzugehen. Die Rückblicke in seine Kindheit und Jugend bringen dann aber ganz andere Seite von Daniel ans Tageslicht und ich habe großen Respekt für Minnie, seiner Pflegemutter, empfunden, die maßgeblich an Daniels Entwicklung in die richtige Richtung beteiligt war. Sie war mir auch der liebste Charakter im Buch – man sollte nicht meinen, dass sie ein reiner Gutmensch war, nein, ganz im Gegenteil, aber sie hatte trotz ihrer Macken einfach das Herz am rechten Fleck und wusste mit dem störrischen Daniel umzugehen; das hat mir sehr gut gefallen. 

Die beiden Erzählstränge wechseln nicht stringent ab, sondern man verbringt mehr Zeit mit Daniel in seiner Kindheit und Jugend. Mich hat das total gefesselt und ich habe mich immer sehr auf diese Rückblicke gefreut. Im letzten Drittel des Buches wird es dann aber auch in der Gegenwart richtig spannend; denn man nimmt am Prozess teil mit all den Zeugenvernehmungen und Plädoyers, den Schlagabtauschen zwischen den Parteien, und natürlich fällt dann auch das Urteil.

Was mir im Buch ein wenig gefehlt hat, war die Verknüpfung zwischen den Erzählsträngen – das hätte man meiner Meinung nach noch ein wenig mehr ausarbeiten können. Und nach dem großen Finale hätte ich mir vielleicht auch noch ein paar Gedanken mehr zum Ausgang des Prozesses gewünscht.

Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen und es hat mich wirklich auch gepackt – wegen meiner genannten Kritikpunkte ziehe ich einen Stern ab und gebe 4 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Mich hat dieser Roman gefesselt, der auf zwei Zeitebenen spielt und bei dem mich beide Erzählstränge packen konnte. Gelungen fand ich vor allem die Ausarbeitung der Charaktere und den dichten, atmosphärischen Schreibstil – bei der Zusammenführung der Handlungsstränge hat mir dagegen etwas gefehlt. Trotzdem mochte ich die Geschichte sehr gerne und habe sie gerne gelesen – ich gebe 4 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Sabine ;-)
    Eine wirklich sehr ansprechende Rezension. Ich bin froh, das Buch mit dir gelesen zu haben.
    Liebste Grüße, Hibi

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    Antworten
    1. Danke schön! Ja - bei manchen Büchern möchte man sich einfach austauschen. :-)

      LG Sabine

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